Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Die 
vPrschiedPnr-n 
Stoffe. 
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können, und wird keinen dieser Stoffe malen, ohne die Natur vor 
Augen zu haben. 
Der Sammet, der Plüsch und das Pelzwerk haben einen be- 
sonderen Charakter, der darin besteht, dass sie nirgends mehr 
Lebhaftigkeit und Licht haben, als in den Abrundungen der Falten 
an den Orten, wo die anderen Stoffe viel mehr Halbtöne haben 
würden, und statt dass da, wo das Licht auf die stärkstenund 
dem Auge des Beschauers nächsten Erhöhungen fallt, im Gegen- 
theil diese Parthieen fast immer matt und mässig dunkel sind, 
jedoch nicht so sehr, als die starken Schatten imd die grössten 
Vertiefungen der Falten. Die unzählige Menge den kleinen Spi- 
tzen der Seide, welche den Flaum des Sammets bilden, verhindert 
die Lichtstrahlen, diese Parthieen zu erleuchten, weil sie sich 
unter sich selbst beschatten, und da diese kleinen Spitzen von 
Seide einander so nahe sind, so entsteht eine einförmige matte 
Oberfläche, welche gar kein Licht, oder doch nur sehr wenig 
zurückwirft. Allein wenn das Tageslicht auf diese Art von Flaum 
oder Haarbüschel von der Seite einfällt (wie dieses bei den runden 
Flächen und Grenzen der Falten geschieht), so sehen wir sie 
mehr in der Verkürzung; das Licht haftet an den Extremitäten 
aller dieser Spitzen, welche, indem sie durch die Bewegung der 
Falten ein wenig zerstreut und auseinandergebogen sind, uns die 
glänzenden Farben, deren die Seide fähig ist, zeigen.  
Dieser auffallende Contrast des starken Lichts auf eine dunkle 
Masse, ohne hart abgeschnitten zu sein, bringt die reichsten und 
anmuthigsten Wirkungen hervor, um so mehr, da die brillanten 
und lebhaften Parthieen viel seltener und weniger ausgebreitet 
Sind, als die dunklen, dergestalt dass die Augen dadurch gar 
nicht ermüdet und so zu sagen übersättigt werden, wie man die- 
S88 bei dem Anblick anderer Stoffe, die überall brillant sind, ge- 
wahr wird. Auch steht der Sammet zu allen Carnationen sehr gut. 
Ich habe schon die Bemerkung gemacht, dass das Tuch etwas 
dem Sammet Aehnliches an sich hat, obgleich sehr schwach; an 
den zurückweichenden Rändern der Falten nimmt es bisweilen viel 
lebhafteres Licht auf, als irgendwo, welches daher kommt, 
weil das Tuch kein gleichförmig geschorener Stoß ist, wie die 
Sarsche von Wolle etc.
	        
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