Tuch.
Faltän
verschiedener Stoffe.
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das Tuch dem Lichte gerade gegenüber besieht. In diesem Falle
hat das Tuch fast das Ansehen des Sammets, der blos an den
Rändern brillant und schillernd ist. Sehr selten malt man ein
Portrait in dieser Beleuchtung, denn der Maler stellt sich fast
immer zwischen das Fenster und das Modell, sonst würde das
Modell fast ganz im Schatten sein. Von dieser Art, eine Figur
zu beleuchten, macht man aber in historischen Compositionen
oder Genre-Bildern vielfaltig Gebrauch, selbst in Familienstücken
mit einer grossen Anzahl Figuren, um die Gesamrntwirkung man-
nigfaltiger und pikanter zu machen; man hat zu beachten, dass
nur Nebenpersonen in diesem Lichte beleuchtet werden, solche,
die am wenigsten interessiren, z. B. ein Dienstmädchen, ein Be-
dienter oder ein entfernter Anverwandter, weil diese Figuren,
meistentheils im Schatten, sehr wenig ähnlich und dem Betrachten-
den gleichgültig sind.
Wesentliche Bemerkungen über das
Falten verschiedener Stoffe und von
zu charakt-erisiren.
Aussehen der
der Art, sie
Die Nachahmung der verschiedenen. Arten der Zeuge hängt
mehr von der Natur der Falten ab, "die sie machen, und von
ihrem sammetartigen oder glatten Aussehen, als von irgend einer
anderen Sache. Der sprechendste Beweis, den man davon geben
kann, besteht darin, dass man alle diese Zeuge vollkommen nach-
ahmt, ohne das Geringste von ihrem Gewebe, welches sogar un-
möglich sein würde, nachzuahmen. Wenn man also z. B. Tuch,
Sammet, Atlas, Taffet oder ein Gewebe von Kattun u. dgl. an-
nimmt, und alle diese Stoffe sind mit einerlei Farbe, z. B. Carmoisin,
gleich gefarbt, so wird ein Maler mit nur einiger Geschicklichkeit
den Betrachter wegen der Art des nachgeahmten Zeugs gar nicht
in Ungewissheit lassen. Und warum das? Weil ein jeder dieser
Stoffe einen ganz eigenthümlichen Charakter an sich tragt, durch
die Natur der Falten, die er bildet, und durch sein mattes oder
glänzendes Ansehen, so dass wir ihn in einer ziemlich grossen
Entfernung in der Natur selbst wiedererkennen, trotzdem wir
gewiss viel zu weit von ihm entfernt sind, um sein Gewebe zu
erkennen oder zu fühlen.