318
Rückblick
und Zusatz.
Töne gemalt wird, oder mit deckenderen Farben dünn über eine
um Weniges dunklere Unterlage. Im ersten Falle muss die Unter-
lage dann nicht nur etwas heller, sondern auch kälter, im zwei-
ten warm sein. Beide Arten sind mehr oder weniger ausschliess-
lich von den ausgezeichnetsten Künstlern in Anwendung gebracht
worden, die erste, jedenfalls die sicherere, leichter fassliche und
empfehlenswerthe, während die wundervolle Wirkung der zweiten
so sehr auf das feine und richtige Mass ihrer Anwendung beruht,
dass nur praktische Anleitung und aufmerksame eigene Beobach-
tung weiter führen können, als die bereits gemachten Angaben.
Dass das Lasiren über sehr helle Unterlagen, zumal in den
Lichtern, nicht nur die brillanteste Farbenwirkung hervorzubrin-
gen im Stande ist, sondern auch der Dauerhaftigkeit wegen be-
sonders bei Farben, die sich nicht gut mit anderen mischen
lassen, anzurathen sein dürfte, ist an verschiedenen Stellen früher
ausführlich" besprochen.
Der Haltbarkeit der Malerei wegen wird nochmals die War-
nung wiederholt, die Farben nicht zu quälen, d. h. nicht mit zu
vielen Farben stets erneuerte Versuche, den richtigen Ton zu
treffen, machen zu wollen, am wenigsten in die schon zah wer-
dende Farbe hinein. Ist die Farbe bereits zähe, so muss man
sie trocknen lassen und in einer neuen Uebermalung sein Heil
versuchen. Aus demselben Grunde, weil es nachdunkelt, wieder-
holen wir auch nochmals die Warnung vor dem Gebrauch zu
vielen Oels, sei es Leinöl, Mohnöl oder Trockenöl. In dieser Be-
ziehung könnte man sagen, dass das Oel der schlimmste Feind
der Oehnalerei sei. Wo nun, wie bei den Retouchen und den
Lasuren, eine Verdünnung der Farbe durchaus wünschenswerth
oder nothwendig ist, dürfte am sichersten der (Iopaivabalsam zu
empfehlen sein, der hauptsächlich Harztheile und nur weniges
ätherisches Oel enthält und überdies ein mildes Siccativ ist.
Nicht nur die Beobachtung, dass die Bilder früherer Jahr-
hunderte sich theils vollkommen gut oder mindestens unsäglich
besser erhalten haben, als die der beiden letzten Jahrhunderte,
verbunden mit der Erfahrung, dass unter jene jedenfalls Harze,
unter letztere nur Oel genommen ist, sondern auch das Bedürf-
niss, mit den Farben nach Belieben dick und dünn malen zu