Beobachtung der Natur.
309
Rückblick
und
Zusatz.
Der Reichthum und die Wichtigkeit des Inhalts der vier
letzten Lectionen machen es wünsohenswerth, diesen ihren Inhalt,
gewissermassen von einem anderen Standpunkte aus, nochmals
durchzugehen; denn die Rücksicht, welche der Verfasser stets auf
diejenigen Anfänger genommen hat, welche aller weiteren Anlei-
tung entbehren, lasst in der Masse der so genau, sorgfältig und
gewissenhaft gegebenen Vorschriften für alle dabei praktisch und
theoretisch zur Sprache kommenden Einzelheiten, vielleicht das
Allgemeine und Wichtige für Manchen nicht genug hervorgehoben
erscheinen. So, von einem anderen Standpunkte aus betrachtet,
wird der Inhalt sowohl den Anfangern, wie auch den bereits Vor-
gesohrittenen in neuer Weise verständlich werden können und im
Gedachtniss bleiben.
In diesen vier Lectionen handelt es sich um die Nachahmung
der Natur durch die Farbe und um die Mittel, die in der Oel-
malerei zu diesem Zweck angewendet werden müssen. Hierfür
kommen besonders in Betracht die Art und Weise 1) der Beobach-
tung imd Anschauung der Natur in Bezug auf die Farbe, 2) des
Gebrauchs der Farben (die Palette), und 8) der praktischen An-
wendung dieser (die Technik).
Die
Beobachtung
der
Natur.
I. Das volle Licht aller beleuchteten Gegenstände zeigt
sich in Bezug auf die Färbung stets in verhältnissmässig
scheinen, wie sie sein sollen, und dass die Wirkung der Perspective darin an-
genehm und natürlich sei.
Die kurzsichtigen Zuschauer, die den Gesammteindruck eines Gemäldes in
der angezeigten Entfernung nicht geniessen können, müssen es nicht mit blossen
lhlgül betrachten; sie müssen Concav-Brillen brauchen und sich wie die übri-
gen in die vortheilhafteste Entfernung stellen, um das Ensemble und den Eifect
des Gemäldes gut zu beurtheilen. Auch der Maler selbst, wenn er kurzsichtig
1st, muss den Totaleifect seines Gemäldes mit der Brille beurtheilen, dllrßh
Welche er in die Ferne sehen kann. Sieht er aber weit und stark in die Ferne,
S0 muss er vorsichtig sein, dass er nicht in zu kleine und zu trockne Details
Verfällt- Um diesen Fehler zu vermeiden, muss er alles das, was ihm zu stark
angedeutet und zu stark detaillirt zu sein scheint, der allgemeinen Harmonie
unterzuordnen suchen,