Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

der Schatten 
Behandlung 
und Glanzlichter. 
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Bei der Landschaft trage man kein Bedenken, die beleuchteten 
Details der Vordergründe, Fussboden, Moos, Steine, Felsen etc. 
fett zu malen, und die Rauhigkeit und das unebene Aeussere 
aller dieser Gegenstände durch ungleiche, freie und malerische 
Führung des Borstpinsels auszudrücken, niemals aber trage man 
dicke Farben auf in den Schatten und auf zurückweichende ferne 
Parthieen. 
Der Grund dieser Vorschrift ist einfach. Wenn man mit 
dick und ruckweise aufgesetzter Farbe in den Schatten malt, so 
bricht sich das Licht daran und stört die Wirkung, so richtig 
auch der Ton des Schattens sein mag. Wenn man hingegen die 
Farbe gleichmassig auftragt, so erscheint sie als ein Gegenstand 
ohne Licht, ohne von ihrer schönen Durchsichtigkeit etwas zu 
verlieren. Sind hingegen die Lichter dick und mit ungleich- 
mässiger Pinselführung aufgetragen, so werden diese kleinen Un- 
ebenheiten der Farbe, besonders bei Waffen, Baumstämmen, 
Steinen und grossen Pilanzen der Vordergründe, die Lichtstrah- 
len auffangen und mit den glatten und gleichförmigen Tönen der 
Schatten und Tiefen wunderbar contrastiren. 
Die Glanzlichter des schäumenden Wassers, sowie die Ge- 
genstände, die blos Beiwerke sind, besonders aber den Glanz der 
polirten Körper muss man ohne Scheu impastiren. Der Art Pin- 
selstriche machen viel Eiiect, wenn sie dreist, frei, mit Empiin- 
dung und am rechten Ort angebracht sind. Ueber diesen Punkt 
Suche man aus den Gemälden der Niederländer sich Raths zu 
erholen; besonders hat Teniers durch solche blitzende Lichter, 
Ohne sie zu fett aufzutragen, mit der grössten Wahrheit gemalt. 
Die kleine Erhöhung der Farbe, welche ein solches leuchten- 
des Blitzlichthervorbringt, muss so zu sagen ein von selbst e11t- 
Standenes Ereigniss sein; man muss Inspiration darin wahrnehmen; 
88 muss niemals wiederholt und retouchirt sein; Wer vgn einem S01- 
chen Drucker oder Glanzlicht spricht, versteht darunter einen ein- 
zigen dreisten und kräftigen, breiten oder zarten Zug des Pinsels. 
Auf diese Art gelangt man dahin, die Form und die Natur des dar- 
Zustellenden Gegenstandes zu charakterisiren; wogegen ein Pin- 
selstrich, der zuvor überlegt, wiederholt und geleckt ist, aufhört 
8m einziger Pinselstrich zu sein; er hat dann verloren, was das 
Bouvier. Oelmnlerei. 4. Aufl. 20
	        
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