Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

Eintheilung 
der 
A rbeit. 
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Hals, so muss der Hals und die Brust an dem nämlichen Tage 
gemalt werden, denn man hat sonst kein Mittel, solche lichte 
Parthieen, die so viel Einheit erfordern, erfolgreich mit einander 
zu verbinden. 
Das Verdriessliehe bei den vielen Sitzungen ist die Zwischen- 
zeit zwischen der ersten und letzteren, weil die Farbe der Stirn, 
und die, welche nachher stufenweise angelegt, mithin schon halb 
trocken sind, nicht mehr das Ansehen haben werden, als zu An- 
fang der Arbeit. Sie erscheinen eingesehla gen, das heisst, matt 
und weisslich, woraus eine Dissonanz entsteht, die uns, was die 
allgemeine Harmonie und Identität des Tons betrifft, zu verwirren 
im Stande ist. Man muss also Vorsiehtsmassregeln anwenden. 
Auch ist es unangenehm, dass man mit einer und eben derselben 
Palette nicht Alles vollenden kann, sonst würde dies wenigstens 
eine Ärt von Boussole sein, nach welcher man sich nicht verirren 
könnte, wogegen eine neue Palette der vorhergehenden niemals 
vollkommen ähnlich sein kann, und dieses kann uns zu Irrthü- 
mern verleiten, besonders bei den ersten Versuchen. 
Arbeitet man im Sommer, so verdoppele man seine Vorsicht, 
indem man Alles, was ich gesagt habe, beobachtet. Ferner setze 
man nirgends Schmalte zu Mischungen, die aus Weiss oder Nea- 
pelgelb bestehen. Auch nehme man, wenn man sein Bild bei 
Seite setzt, um es erst den folgenden Tag zur Hand zu nehmen, 
jedesmal reines  jedoch sehr wenig. und reibe damit die 
Grenzen der Farbe auf der Stelle, wo man sie vereinigen will, 
an; dies muss mit einem steifen und doch zugleich weichen Pinsel 
geschehen; nachher verbreitet man dieses wenige Oel mit der 
Spitze des Fingers, dergestalt, dass die Stelle ganz leicht eingeölt, 
aber nicht eigentlich feucht ist, daher erinnere ich nochmals, dass 
man nicht wenig genug Oel nehmen kann. Auf eben diese Art 
verfahrt man bei allen Dingen, die man übergehen und mit dem 
Ganzen vereinigen will, wie z. B. bei den Haaren, an dem Grunde, 
oder an den Gewändern etc.; man muss es aber bei dem reinsten 
Weiss der Wäsche, auch sogar in den starken Lichtern aller 
Stoffe von heller und zarter Farbe, als Ivleergrün, Himmelblau, 
Rosa, Lila, Gelb etc. unterlassen. Was die rothen Farben be- 
trifft, wie Zinnober, chinesischer Vermillon, und besonders die 
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