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A chtzehnto
Lection.
ITebernmalung.
Tag wieder anfangen will, und setze ganz weniges Oel hinzu, als
wollte man nur leicht mit der Farbe anreiben.
Den folgenden Tag male man die Umgebung der Augen,
ohne an den Augäpfeln oder an dem Weiss der Augen zu ar-I
beiten, die allezeit spaterhin gemacht werden können.
Man macht die ganze beleuchtete Wange und die Nase, mit
einem Wort, die ganze helle Seite des Kopfes, bis da, wo der Hals
mit dem Kopfe zusammentriiit, einem Orte, wo immer ein Schatten
oder wenigstens ein Halbton ist, der eine natürliche Grenze macht,
und verdünnt die Farbe an den Grenzen, wie gesagt worden.
Auf diese Art, und mit Ausnahme der höchsten Lichter
und starken Schatten, welche man bis auf den folgenden Tag
verspart, ohne zu einer anderen Sache überzugehen, verfahrt
man mit der Stirn und ihrer Umgebung, mit den Wurzeln. der
Haare und den kleinen herausspringenden Harchen, die sie be-
grenzen, mit den Augen und dem ganzen Gesicht, das man bis
auf den Ansatz des Halses vollendet und in einander verschmelzt,
bis unter das Auge auf der Schattenseite mit Inbegriff des ganzen
Schattens der Nase, des ganzen Mundes, des Kinns und seiner
Umgebungen 1). Nun bleibt noch übrig, die Ohren zu machen,
eine grosse Parthie der Schatten-Wange, und endlich die Aug-
äpfel. Hieran arbeitet man den dritten Tag, und so wird das
Gesicht vollendet. Wider meinen Willen vertheile ich also eine
Arbeit in so viele Sitzungen, die, wenn sie gut gerathen soll, in
einem Tage geendigt sein müsste, mit Ausnahme der Augapfel
und sogar der Ohren, die man später malen kann, ohne einen
Fleck zu machen. Indessen wenn man es nicht anders machen
kann, so ist es gut zu wissen, wo man am besten aufhören darf.
Dies letztere kann auch ohne Nachtheil in allen kleinen Parthieen
geschehen, besonders bei denen, die im Schatten sind, weil die
Farben, die man im Schatten gebraucht, nicht so leicht trocknen,
da sie kein Weiss enthalten.
Malt man eine Frau oder jede andere Person mit nacktem
1) Es ist nicht praktisch, die Lichter der Nase, sowie des Mundes und
des Kinns zu malen, ohne die Halbtöne und Schatten hinzuzufügen. Mithin
können blos die an den Grund grenzenden und denselben unmittelbar be-
rührenden Schatten später übermalt werden; aber auch dieses ist gewagt.