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Lection
Achtzehnte
U cbermalung,
sehen werden können. Noch mehr, es giebt tausend kleine Dinge,
welche das forschende Auge in dem Modell durch Anstrengung
des Gesichts entdeckt, worauf es aber nicht würde Acht gehabt
haben, wenn es die Person nur im Allgemeinen, gewissermassen
wie bei der Unterhaltung, gesehen hätte. Dies letztere ist die
richtige Ansicht, von der aus man die Natur nachahmenimuss.
Was sieht man denn an dem Körper eines Thieres, wenn man
ihn nicht um seines Ganges willen und wegen seiner allgemeinen
Form betrachtet? Betrachtet man etwa jedes Haar seines Man-
tels oder seines Felles? Wenn man eine Wiese betrachtet, die
unsere Blicke bezaubert: geschieht dieses etwa, weil wir alle
Halme der Gräser, die ihren Raum bedecken, deutlich sehen?
Wenn wir einen schönen Baum bewundern, zahlt man zugleich
alle Blätter desselben? Gewiss nicht, ebenso wenig, als wenn man
die Haare einer Kuh, eines Pferdes, eines Schafes u. s. w. zahlen
wollte. Also nur die Masse, den Schein davon muss man malen,
ohne sich in unbedeutende Details zu verlieren. Wenn man eine
Person malt, sieht man wohl deutlich alle Fibern der Iris an?
Kann man jedes Haar der Augenlieder, der Augenbraunen, der
Haare unterscheiden? Unterscheidet man genau alle Unebenheiten
und Poren der Haut? Wenn man von alle dem in der Entfer-
nung, in welcher man sich befindet, nichts sieht, warum will man
das machen,'was man nicht sehen kann? Um getreu und wahr
in der Nachahmung zu sein, wird man falsch. Wobei könnte man
sich nicht sonst noch aufhalten? Es würde dasselbe sein, wenn
man alle Einbiegungen und selbst die Nerven von jedem Blatt
eines Baumes malen und wohl gar noch die kleinsten Insecten
darauf hinzufügen wollte, weil man weiss, dass alle diese Klei-
nigkeiten vorhanden sind? Man verfallt mithin in das Abge-
schmackte, wenn man das Unmögliche und Unsichtbare machen
will. Wir wollen uns also bei der Nachahmung auf die allge-
meine Erscheinung der Gegenstände beschränken, und wenn wir
ihnen ihren wahren Umriss, ihre wahre Farbe und die magische
Wirkung des Lichts und Schattens ertheilen, so haben wir den
Zweck der Malerei erreicht.
Wenn
Maler, und.
Einwurf
D e n n e r
man mir den
unter anderen
macht, dass einige berühmte
aus Hamburg, Werke geliefert