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Achtzehute
Immztion.
Üebermalung".
flüchtig, zu lebhaft oder zu schwach ist etc. Ein Modell, das nicht
gut sitzt, störtßden Anfänger in der Malerei, und dieser im Gegentheil
quält selbst ein gelehriges Modell durch kleinliche Fbrderungen.
Um eine oder die andere dieser Unbequemlichkeiten zu ver-
meiden oder zu vermindern, stelle man, wenn es sich thun lässt,
eine heitere und angenehme Person, die zu gleicher Zeit mit dem
Modell vertraut ist, hinter den Stuhl des Malers und in dernäni-
liehen Richtung. Durch Unterhaltung und durch kleine Zeichen
der Freundschaft und des Verständnisses wird der Geist des
Modells beschäftigt. Sein Blick wird zwar bisweilen etwas ab-
weichen, besonders da sich der Maler gewöhnlich ansehen lässt;
allein wenn er gerade an dieser Parthie ist, so darf er nur ein
Wort sagen, dass der Blick auf ihn gerichtet werden soll. Der
Kopf wenigstens wird in derselben Lage bleiben, wenn auch sonst
einige Bewegung vorkommt, und dieses ist schon von grosser
Wichtigkeit, besonders um den Umriss des Ganzen zu machen.
Anders würde es sein, wenn diese Person ihren Platz zur Seite
nähme, oder immer wo anders. Denn es ist eine natürliche Be-
wegung bei Jedermann, dass man den Kopf auf die Seite wendet,
von wo man mit uns spricht, oder wohin wir sprechen. Daraus
würden beständige und allgemeine Veränderungen entstehen, die
jedem Maler hinderlich sind, besonders dem Anfänger, jedenfalls
aber würden die Augen, der Mund etc. immer verändert erschei-
nen. Auf der anderen Seite, wenn die Person nicht hinter den
Maler gestellt ist, wie ich angerathen habe, so wird immer ein
gezwungenes Wesen, selbst bis auf den Blick, daraus entstehen,
und selbst dann, wenn die Person, welche sich malen lässt, so
viel über sich vermag, sich zu unterhalten, ohne ihren Blick ab-
zuwenden, oder ihre allgemeine Stellung zu verändern. Vergebens
wird der Blick auf den Maler gerichtet, er scheint nicht zu haf-
ten, und dieses giebt ihm etwas Umhcrschweifendes, das .allen
Ausdruck ändert. Diese Wirkung wird häufig bei zerstreuten und
zu sehr beschäftigten Personen wahrgenommen. Man bemerkt es
leicht, dass sie uns ansehen, ohne uns zu sehen. Es ist gewiss,
dass dieser nichts bedeutende Blick dem eigenthümlichen Aus-
druck der Figur schadet, mithin auch einer geistreichen und an-
genehmen Aehnlichkeit.