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Rege
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als die Nase, oder die Kinnbacken eben so nahe an das Auge
bringen als die Mitte der Stirn etc.
Ich will mich nicht langer bei einer Theorie aufhalten, womit
schon bei den ersten Anfangsgründen mit dem blossen Umriss
der Zeichnung der Anfang gemacht werden muss, weil man ohne
Hülfe der verschiedenen Fleischtöne, und durch die blosse Modi-
fication der mehr oder weniger starken Töne des Zeichenstiftes,
einem Kopf oder jedem anderen Gegenstands Harmonie und Run-
dung geben kann. Allein wenn man mit Farbe umgeht, so muss
nicht nur jedes Fleckchen Farbe durch den Grad ihres Localtons
zur Rundung beitragen, sondern man muss auch zu gleicher Zeit
ein doppeltes Resultat durch eine und dieselbe Arbeit erreichen,
jedem Gegenstande sowohl den ihm zukommenden Grad von Vor-
treten, als auch die Art des Tons oder der eigenthümlichen
Farbe mittheilen. Dagegen hat man bei der Zeichnung mit
dem Stift nicht nöthig an die Farbe des Gegenstandes zu den-
ken, sondern blos an den Grad des Schwarz und an die Quan-
tität des Weiss, das man sich vorbehalten muss, um die Wir-
kung der Schatten, der Halbtöne, der Reflexe und der Lichter
hervorzubringen.
Man kann daher den Anfängern nicht genug empfehlen, alle
diese Resultate gleich anfangs auf einmal herbeizuführen. Darum
wiederhole ich, dass, ehe man irgend einenTon aufsetzt, man,
abgesehen vom Ton der Farbe, zugleich den rechten Grad der
Dunkelheit oder des Lichts, um den gerade nothwendigen Schat-
ten, Halbton oder das Licht für die Form, die man wirklich malt,
auszudrücken, beobachte.
Damit man aber seine Farbe nicht quätle, so setze man nur
ein wenig von der gewählten Farbe auf die Stelle des Gemäldes,
wo sie hinkommen soll, um ihre Richtigkeit desto sicherer beur-
theilen zu können. 'Ist man damit nicht zufrieden, so breite man
sie nicht weiter aus, sondern verbessere den Ton auf der Palette
durch Hinzusetzung einer oder zweier Farben, und dieses so
lange, bis man von der Richtigkeit des Tons überzeugt ist, so-
Wohl in Ansehung des erforderlichen Lichts und Schattens, als
auch in Ansehung der Art der lilarbe, womit die Parthie gemalt
werden soll.