Zusammensetzung der Farben.
Ueber die
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könnte der Maler auch keines mischen. Weder der rothe Zinno-
ber, noch die rothen Oxyde des Eisens, wie die Ocker, könnten
uns diese schöne Purpurfarbe verschaffen. Vergebens würde man
etwas Blau unter diese rot-hen Farben mischen, um ihnen den
hellvioletten Schimmer des Carmoisin zu geben; es würde uns
nicht gelingen und wir würden das Roth nur schmutzig machen.
Eben so verhält es sich mit dem Blau; aus Azurblau lasst sich
kein Dunkelblau machen und zugleich die schöne blaue Farbe
erhalten. Wir können es zwar durch Zusatz mit vielem Schwarz
dunkler machen, allein es verliert seine reine Farbe. Mit einem
W0rt,'man müsste auf die Nachahmung der Schönheit und Man-
nigfaltigkeit des Schmelzes der Blumen Verzicht leisten, wenn
wir nicht im Besitz von Farben gleicher Lebhaftigkeit waren. Die
Chemie hat uns den Krapplack für das Carmoisinrothe geliefert,
und das Berlinerblau für das Dunkelblau. Dies ist der Fall mit
mehreren Arten von Farben. Wir bedürfen jedoch nicht nur ver-
schiedener Töne und Arten von Roth, Blau und Gelb, sondern
auch, dass einige derselben körperlich und andere ihrer Natur
nach durchsichtig sind.
Indessen giebt es eine Art Malerei, in welcher die drei ur-
sprünglichen Farben zur Noth hinreichend sein können: dies
ist die Aquarelle weil man in dieser Malerei, auf weissem
Grunde (Papier), blos durchsichtige Farben gebraucht, mit welchen
man ohne Zusatz von Weiss und Schwarz alle nur denkbaren
Töne hervorbringen kann. Die weisse Farbe des Papiers dient
statt des Weiss, und die Vermischung der drei Hauptfarhen zusam-
men giebt eine Art von Braunschwarz, das zu Allem dienen kann.
Wie dieses täglich mit Erfolg ausgeübt wird, wollen wir erklären.
In der Aquarell-Manier braucht man eigentlich blos Car-
moisinlack für alles Roth; Indigo oder Berlinerblau für das
1) Das Wqrt Aquarelle kommt von dem Italienischen Aqua. (Wasser), weil
in dieser Art Malerei die Farben nicht allein mit Gummiwasser angemacht
werden, sondern auch weil man diese Farben mit vielem Wasser anwendet, und
sie sehr Hüssig, wie ein Farbewasser auf das Papier bringt, so dass das weisse
Papier durch die Lagen der Farben durchschimmert. Es bezeichnet dasselbe,
W115 man getuschte Zeichnungen (Lavis) nennt, nur dass die letzteren blos mit
einer' Farbe, als Bister, Sepia und chinesischer Tinte, gemacht werden.