Lichtes.
Anleitung zur Uehermalung des
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der Schatten zu den Halbtönen, wird man dahin gelangen, seine
Arbeit gut zu runden und getreu zu modelliren 1).
Man muss also immer einen Ton neben den anderen setzen,
um dadurch zu entdecken, ob wohl ein Unterschied im Ton oder
in der Modellirung, im Vergleich mit dem Original, stattfindet,
und dies thut man, ohne sie mit einander zu mengen; stufen sie
sich nun gehörig ab, so kostet es wenig Mühe, um sie vollkom-
men in einander zu verschmelzen, wenn man so weit ist, wie ich
das schon bei der Untermalung 2) gesagt habe. (Man sehe die
siebzehnte Lection von Seite 188 bis zu Ende, woselbst man Alles
ausführlicher ünden wird, was hier nur kurz angegeben ist.)
Allein, kann man vielleicht sagen, wenn eine Uebermalung,
was die Arbeit betrifft, in allen Stücken so viel Aehnlichkeit mit
der Untermalung hat, wozu hat man nöthig, ein Gemälde zwei
und wohl gar drei Mal zu übermalen, und warum kann man
seine Arbeit nicht mit der Untermalung beenden? Ich erwidere
hierauf, dass, obgleich es Künstler gegeben hat, die bisweilen mit
der Untermalung ihre Gemälde vollendet haben, was auch jetzt
noch oft genug geschieht, so kann ich es doch den Anfängern
1) Den Anfänger mache ich darauf aufmerksam, dass, wenn er nicht die
Vorsicht braucht, die Halbtöne, überhaupt alle gebrochenen Töne und sogar die
starken Schatten, etwas heller zu halten, als man sie im Original sieht, er un-
angenehm überrascht werden wird, wenn er nach Vollendung seiner Arbeit,
nachdem das Gemälde trocken ist, bemerkt, dass alle diese Parthieen sich
zum Schwarzen geneigt haben, das heisst, dunkler geworden sind, als er be-
absichtigte. Die Erfahrung wird ihn bald davon überzeugen.
2) Es ist sehr rathsam, dass der Schüler sich bei Zeiten gewöhne, an einer
Staffelei zu zeichnen, wenn er auch niemals die Absicht haben sollte, die Ma-
lerei zu ergreifen. Folgende Vortheile sind damit verbunden.
a) Man übersieht seine Arbeit im Ganzen und mit einem einzigen Blick,
mithin kann man besser darüber urtheilen, weil man sie in der nämlichen Lage
sieht, in welcher man das Bild beurtheilt, wenn es im Rahmen an der Wand
hängt. Dadurch vermeidet man, einige Parthieen zu lang zu machen, wie dies
öfters geschieht, wenn man auf dem Tische oder auf den Knieen zeichnet.
b) Man reibt und beschmutzt seine Zeichnung nicht, wie dies geschieht,
wenn man den Arm darauf legt, auch mit einer Unterlage.
e) Man macht sich die Hand geschickt und leicht, und gewöhnt sich schon
im Voraus daran, den Malstock und die Staffelei zu gebrauchen etc.
d) Ißt der Körper in einer viel gesünderen Lage, als wenn man gekrümmt
vor der Arbeit sitzt.