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Siebzehnte Lection.
Die
Untermalung.
Vorsichtsmassregeln
beim
Trocknen
eines
Gemäldes.
Es bleibt nur noch_ übrig, die Untermalung trocknen zu lassen
und durch Vorsichtsmassregeln, welche der gesunde Verstand
l_ehrt, sie gegen Staub und gegen Beschädigung durch Kinder,
Gesinde,'Thiere u. dgl. zu verwahren. Mit dieser Vorsicht kann
man ohne Bedenken seine Untermalung dem Tageslicht, der freien
Luft und selbst der Sonne aussetzen; denn bei dem Gebrauch
der Farben, die. ich angegeben habe, kann man wegen ihrer
Dauerhaftigkeit unbesorgt sein. Ein frisch gemaltes Bild stelle
man niemals gegen eine Wand, denn die Erfahrung lehrt, dass
die Ausdünstungen aus den Mauern, die das Oel vielleicht "anzieht,
den Farben schädlich sind und sie sichtbar verändern; Gemälde
bedürfen des freien Tageslichts, so dass im Winter, wenn die
schlechte Witterung nicht erlaubt, die Untermalung an die freie
Luft zu hängen, man sie wenigstens an "das Licht innerhalb der
Fensterscheiben stellen muss. Allein in allen Fällen, es mag
gutes oder schlechtes Wetter, kalt oder warm sein, mussman es
so einrichten, dass die gemalte Seite vier oder sechs Zoll über
die Basis des Rahmens vorgelehnt sei, damit die in der Luft
schwebenden Atome, sowie überhaupt der Staub sich nicht so
leicht auf die Oberfläche der Farbe anlegen kann. Wenn man
nicht alle diese Vorsichtsmassregeln beobachtet, so hat man den
Verdruss, auf seinem Gemälde einen Ueberzug von Staub mit
Insecten vermischt zu sehen, der ohne Gefahr für das Gemälde
nicht leicht abzunehmen ist. Man verdoppele diese Sorgfalt zur
Vermeidung solcher Unannehmlichkeit, wenn man ein schon voll-
endetes Gemälde trocknen lassen will, auf welchem man nicht
mehr die oberste Haut der Farbe wegnehmen oder abschaben
kann, wie auf der Untermalung.
Täglich muss man seine Untermalung untersuchen, um Ge-
wissheit zu erhalten, dass kein Unglück sich ereignet hat, und
um zu wissen, wie das" Trocknen vorschreitet. Indessen ist
es hinreichend, diese Untersuchung täglich einmal vorzunehmen.
Wenn übrigens das Gemälde der Luft dergestalt ausgesetzt ist,
dass Regen, Schnee oder Hagel darauf fallen könnte, so muss
man Sorge tragen, dasselbe vor dem Unwetter zu schützen.