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Siebzehnte Lection.
Untermalung.
Die
trocken andeuten, sondern breit und gleichsam verfiiessend, sonst
entstehen Papiermasken daraus: dies ist im Allgemeinen eine
Klippe, an welcher die Dilettanten scheitern.
Dessenungeachtet müssen diese Drucker mit Freiheit behan-
delt sein, sie taugen nichts, wenn man immer wieder darübergeht,
um sie zu verschmelzen und sanfter zu machen. Vielmehr durch
die Richtigkeit des Tons müssen sie mit dem Uebrigen in Har-
monie sein, und nicht durch langgezogene und verwischte Arbeit;
denn wenn der eben gewählte Ton für einen dieser dunkelsten
Drucker Wegen zu grosser Harte falsch zu sein scheint, so würde
nichts gebessert, wenn man diese Striche mit der darunter be-
iindlichen Farbe vermischte, sondern es ist viel besser, einen
anderen, richtigeren Ton zu wählen, und damit diese Striche frei
und von Neuem zu übermalen. Dies kann um so leichter ge-
schehen, da, wie schon anderwärts gesagt ist, man sich sehr in
Acht nehmen muss, alle starken Schatten mit dicker Farbe zu
malen, sondern man müsse ihnen die schöne Durchsichtigkeit
lassen, die nur schwach die Lichtstrahlen zurückwirft, und die
man glücklich benutzen kann, wenn man übermalt, nachdem man
der Untermalung zum Austrocknen Zeit gelassen 1).
Jetzt wären also alle Fleischparthieen untermalt. Während
dieser Arbeit hat man, wie ich voraussetzen darf, zu gleicher
Zeit auch eine Parthie der Haare, der Wäsche, der Gewänder,
1) Ich bin sehr besorgt, dass Leute ohne Erfahrung Lust haben werden,
ihr Gemälde zu beendigen, ehe ihre Untermalung hinlänglich getrocknet ist,
und doch habe ich es schon so oft wiederholt, dass es ermüdend zu sein
scheint: dass dieses eine unumgängliche Bedingung ist, wenn die Farben ihren
richtig angelegten Ton behalten sollen, sonst werden sie sich verschlechtern
und in kurzer Zeit verändern, und zwar von Tage zu Tage, weil das Oel der
Untermalung von der darüber gelegten Farbe eingeschlossen wird, und also
um zu verdunsten, alle Farbe durchdringen muss, wodurch alle Farben nach-
dunkeln. Natürlich hängt das schnelle Trocknen der Untermalung von dem
Zustande der Atmosphäre ab, insofern diese warm, kalt, feucht oder trocken
ist. So kann bei warmer und trockener Witterung, mitten im Sommer, eine
Untermalung z. B. in acht Tagen trocken sein, besonders wenn man sie nach
meinem Rath dem vollen Licht und der Sonne ausgesetzt, jedoch vor Staub
und hiseeten verwahrt hat etc. Im Winter, besonders bei feuchter Witterung,
tritt oft der Fall ein, dass eine Untermalung kaum in sechs Wochen und in
noch längerer Zeit trocken ist.