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Lectiolm
Siebzehnte
Die Untermalung.
Ueber
einige geistreiche Pinselstriche (Drucker)
Vollendung der Untermalung.
zur
Nunmehr braucht man nur noch einige geistreiche Pinsel-
striche in dem Kopfe anzubringen, um die Anlage der Fleisch-
parthieen ganz zu beendigen. Diese Pinselstriche werden theils
in den Lichtern, theils in den Schatten, besonders in den Ge-
sichtszügen, und im höchsten Licht der Stirn ihre Stelle finden.
Ich habe schon gesagt, dass es bei der Untermalung gut ist,
die Glanzlichter der hellsten Parthieen nicht so hell aufzutragen,
als man sie sieht, damit man nachher im Stande ist, diese von
Neuem zu beleben, und jetzt ist der rechte Moment dazu. Man
nehme einen reinen, der Grösse des Gegenstandes angemessenen
Pinsel, und mit diesem von den Fleischtönen denjenigen Ton, der
sich am besten mit dem, der durch ein noch stärkeres Licht be-
lebt werden soll, zu vereinigen scheint. Diese letzten Pinsel-
striche müssen ausdrucksvoll aufgesetzt sein, man darf die Stelle
nicht mehrmals berühren; sie bleiben desto freier darauf
haften, wenn die untere Farbe schon einen Grad von Festigkeit
auf der Leinwand erhalten hat, indem sie schon vor einigen
Stunden aufgetragen ist. Mit dem höchsten Licht der Stirn
macht man den Anfang; von da geht man auf das oder die
Lichter der Nase über; man sieht, 0b etwas auf den Rundungen
der Wangen und um die Augen mangelt; von da geht man zum
Mund und endlich zum Kinn und zu den Ohren über. Man gebe
aber recht Acht, die Töne richtig zu mischen, womit manidie
verschiedenen Lichter machen will; denn 0b ich sie gleich alle
als helle Töne bezeichne, so sind sie es doch nur in Bezug auf
die Parthie, worauf sie angebracht werden; denn übrigens sind
einige sehr rein, andere mehr oder weniger grau, gelblich, violett-
lieh oder bläulich u. s. w. Mit einem Wort, sie müssen Theil
nehmen an dem mehr oder weniger gebrochenen Ton des Zuges
oder der Parthie, der man durch einen solchen Pinselstrich mehr
1) Bei meinem Unterricht nehme! ich oft einen Kopf als Beispiel, weil er
der schwerste Theil in der ganzen Carnation ist; allein er lässt sich auf alle
Theile des Körpers anwenden, und überhaupt auf jeden Gegenstand.