Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

190 
Siebz ehnte Lektion. 
Untermalung 
Die 
Jetzt zur Untermalung und auf den Punkt zurück, bei wel- 
chem wir stehen blieben, ehe von diesen höchsten Lichtern die 
Rede war, die nur zuletzt gemacht werden müssen. 
Hat man die Localtöne der Lichter angelegt, so setzt man 
ihnen zur Seite die noch sehr reinen Töne, die sie von allen 
Seiten umgeben; man nimmt dazu einen Ton, der etwas weniger 
leuchtend ist, aber immer noch ohne alles beigemischte Schwarz oder 
Blau. S0 schreitet man durch Abstufung der Töne vor, Ton an 
Ton, indem man den Kopf abrundet, bis man an die zurück- 
weichenden Töne kommt, die schon ein wenig gedämpft uud 
durch Schwarzblau gebrochen sind; es sind dies die fortschrei- 
tenden Töne der fünften bis inclusive zehnten Reihe. Man muss 
aber besonders beachten, keine von ihnen anders zu gebrauchen, 
als in Bezug auf den Grad der Beleuchtung, welchen sie darstellt, 
zu gleicher Zeit aber die Farbe der Parthie, an der man gerade 
arbeitet, berücksichtigen, 0b sie mehr oder weniger röthlich, gelb- 
lich, violettlich, grünlich, grau oder bläulich ist. Daher muss 
man unaufhörlich alle Theile des Kopfes oder des Gegenstandes 
unter sich vergleichen, denn ein falscher Ton macht in der Car- 
nation einen auffallenden Fleck, sowie eine falsche Note in der 
Musik das Ohr beleidigt, Beides stört die Harmonie 1). 
Von den Halbtönen geht man nach und nach zu den wirk- 
lichen Schatten über, und endlich zu den Reflexen, deren Töne 
in der zehnten, elften und zwölften Reihe angegeben" sind, so 
dass man die bräunliche Antuschung, die nur angelegt war, um 
die Wirkung der Arbeit im Ganzen näher festzusetzen, von Neuem 
zu decken hat. Jetzt bemüht man sich, allen Schatten den rech- 
ten T011 zu geben, wenn auch in einem etwas wärmeren Ton, 
das heisst etwas röthlicher in der Anlage als im Original oder 
1) Man muss sich aber sehr in Acht nehmen, diese gebrochenen Farben 
der Halbtöne zu übertreiben, im Gegentheil müssen sie sich unter einander so 
immerklich und natürlich mit der Localfarbe des Fleisches verbinden, dass man 
sie fast nicht bemerken kann; sie müssen ein Ganzes bilden, das dergestalt 
gut abgestuft ist, dass man sie nicht mehr unterscheiden kann, als in der 
Natur selbst, wo das Publikum, das sich nicht mit der Malerei abgiebt, blos 
ein und eben dieselbe Fleischfarbe überall gewahr wird, ausgenommen am Bart 
und im Colorit der Wangen. 
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.