Anlage der Schatten, der Localtöne.
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demselben bräunlichen Ton die wichtigsten Schattenmassen an,
ohne zu sehr in's Detail zu gehen, und zwar immer mit wenig
Farbe, transparent, wie Aquarell. Man modificirt den Ton mit
etwas mehr rothem Ocker, um damit einige Parthieen zu decken,
wie z. B. die Nasenlöcher, die Linie des Mundes zwischen den
Lippen, bisweilen auch die Ecken, sowie auch die Dicke der Augen-
lider, mit einem Worte überall, wo das Blut durchscheint. Alles
dieses muss frei und ohne Zittern geschehen; man halte sich
nicht zu sehr dabei auf, die Schatten in einander zu vertreiben,
denn dies ist nur eine erste Vorbereitung. Diese Methode, die
Abtönung irgend einer Parthie des Fleisches anzugeben, wird von
den besten Malern vielfach befolgt; sie giebt schon eine leichte
Idee von der Rundung und von dem allgemeinen Eifect, derge-
stalt, dass man weniger verlegenist zu wissen, wo man Licht
und Halbton anbringen muss, und wie man einen ganzen Kopf
oder irgend eine andere Fleischparthie malen und durch Abtö-
nung abrunden soll.
Jetzt nehme man stärkere Pinsel, fünf oder sechs, in die linke
Hand oder vor sich. auf das kleine Brett der Eltaifelei. Einen
dieser Pinsel fulle man mit einem der lichtesten Fleischtöne,
welche aus gelbem Ocker, eRoth und vielem Weiss gemischt sind,
und impastire damit breit und dick alle starken Lichter, wie wenn
man Weiss auf eine Zeichnung auf grauem Papier setzt. Man
nimmt dazu nicht den weissesten von allen Tönen, aber eine von
den hellsten Localfarben des Fleisches, die einen frischen und
reinen Ton giebt, wenn er auch nicht so leuchtend ist, als im
Original. Man muss auf diese Weise ein Hülfsmittel übrig be-
halten, um später auf der Mitte eben dieser lichten Stellen mit
einem brillanteren Ton noch Licht aufsetzen zu können. Vorher
aber muss der ganze Kopf gedeckt und gleichsam wie beendigt
Sein, alsdann erst kann man diese höchsten leuchtendsten Lichter
anbringen und durch diese lebendigen, scharfer als das Uebrige
gezeichneten Pinselstriche dem Ganzen mehr Rundung geben.
Sogleich Anfangs mehr an grosse als kleine Pinsel gewöhnen; sie breiten die
Falrbe viel gleichförmiger und stärker aus, als die kleinen, und überhaupt, die
kleinen Pinsel muss man so wenig als möglich gebrauchen.