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Siebzehnte Lection.
Pinsel.
mit dem
Der Umriss
zu dünnen Pinsel 1) übergebe man die wichtigsten Umrisse, aber
blos in den Fleischparthieen, nachdem man etwas Trockenöl zu-
genommen, um die Farbe fliessender, leichter und durchsichtiger
zu machen, wie beim Tuschen, und alles dieses mit leichter und
sicherer Hand. Man verwende alle Aufmerksamkeit auf die Be-
richtigung des Ganzen und der einzelnen Theile, besonders der
Augen, der Nase und des Mundes, wenn ein Kopf gemalt werden
soll, und zwar in der Weise, dass die Pinselstriche biegsam und
gut verlaufend, in allen Theilen, die im Lichte stehen, fein und
leicht, dagegen in den Schatten mit mehr Nachdruck, das heisst
breit, weich und gesättigt sind, und dies geschieht, wenn man
den Pinsel bei den Umrissen der runden und beschatteten For-
men mehr aufdrückt, und da, wo die Striche feiner und schwächer
sein müssen, den Pinsel nach und nach erhebt; man folgt hierin
den Principien der Schreibkunst für schwach und stark. Genug,
man verfahrt mit dem Pinsel eben so, wie der Zeichenlehrer es
gewiss wird_gelehrt haben, indem er vor Anlegung der Schatten
eines Kopfes oder einer Hand etc. darauf gesehen haben wird,
mit einer rundlichen und weichen Spitze der Kreide einige Züge
des Ganzen viel charakteristischer und kräftiger als andere aus-
drücken zu lassen. Diese starken und breiten Striche, die an
passenden Stellen und ohne Trockenheit ausgeführt sind, geben
dem Contour schon viel Ausdruck und machen, dass man die
Schatten mit weniger Furcht und Zaghaftigkeit vertheilt.
die Schatten mit wenig Farbe, wie ge-
werden, bevor man die Lichter dick
aufträgt.
Zuerst müssen
tuscht, gemalt
Ist die
nehme man
Zeichnung besser und charakteristischer gemacht, so
einen weichen und vollen Borstpinsel 2) und lege mit
1) Ein Pinsel, der ungefähr fünf bis sechs Linien lang ist und sich nicht
bauscht. Die besten hierzu sind von röthlichen Marderhaaren. Was die ver-
gchigdgnen Borst- und Haarpinsel betrifft, sehe man die fünfte und sechste
Kupfertafel.
2) Die Stärke der Borst- oder Haarpinsel richtet sich nach der Grösse des
Kopfs oder des zu malenden Gegenstandes. Im Allgemeinen muss man sich