Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

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Lection. 
Siebzehnte 
Das Durchzeichnen. 
macht, und 0b die Durchzeichnung deutlich ist, oder zu stark, 
oder zu schwach. Es versteht sich, dass man das Papier allezeit 
wieder genau an seine Stelle legt, was sehr leicht geschieht, weil 
es in den oberen Winkeln befestigt ist. Allein es geschieht öfters 
wider unseren Willen, dass bei dem Auflegen der Hand auf das 
Papier in demselben einige Falten entstehen, die den Gegenstand 
verdrehen; hierauf muss man wohl Achtung haben, sonst wird 
die Zeichnung falsch. Ist man überzeugt, dass die Nadel überall 
richtig angedeutet hat, und alle Züge getreu wiederholt sind, 
so nimmt man das Papier ab und fängt seine Arbeit mit dem 
Pinsel an.   
ll. Anstatt die Rückseite des Papiers, worauf man seine 
Zeichnung gemacht hat, zu farben, nimmt man auch ein einzelnes 
dünnes Blatt Papier, das nach der vorigen Art bestrichen und 
gewischt ist. Dieses Kalkirpapier legt man zwischen die Zeich- 
nung und Leinwand, so dass die mit Rothstein angewischte Seite 
unmittelbar auf die Leinwand zu liegen kommt. Dieses ange- 
wischte Blatt braucht nur halb so gross zu sein, als der Gegen- 
stand,iweil man es nach Gefallen hin und her legen kann, wenn 
es nur immer unter die Stelle, auf welcher man wirklich zeichnet, 
"zu liegen kommt, und man von Zeit zu Zeit beobachtet, dass 
dieses geschieht. Uebrigens verfahrt man, wie ich es schon oben 
beschrieben habe, und man hat hierbei den Vortheil, nicht die 
Rückseite jeder Zeichnung zu beschmutzen, und eben dasselbe 
gefärbte Blatt mehrmals anzuwenden, wenn man es bei jeder 
neuen Kalkirung nur ein wenig von Neuem anwischt. Zu dem 
Ende aber, wiederhole ich" nochmals, muss man ein sehr dün- 
nes und glattes Papier wählen, sonst wird die Durchzeichnung 
"unvollkommen, und man wird genöthigt, mit der Nadel zu stark 
aufzudrücken, was für die Hand und den Strich unbequem ist. 
Zu bemerken ist, dass das, was für einen Anfänger mit un- 
sicherer Hand vortheilhait ist, von geschickten Künstlern, deren 
Blick sicher ist, nicht ausgeübt wird, weil eine Durchzeichnung 
selten den Geist der ersten Striche beibehalt. Es giebt gewisse 
Züge, gewisse kleine Andeutungen, welche in einer Durchzeich- 
nung nicht treu und geistreich wiedergegeben werden können, 
deren Erhaltung aber höchst schatzbar ist, besonders für die
	        
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