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Sechszehnte Lection.
der Palette.
Äufsetzen
Das
der Schattenfarben, unter welche kein Weiss kommt, wird er sich
erinnern, dass Nr. 2 und 3 mit mehr oder weniger Gelb heller
gemacht sind. Nun weiss er, woraus zwei Drittel der Töne der Pa-
lette bestehen.
Es ist schon ein grosser Vortheil, wenn man ohne Zagen
die Palette gebrauchen und fast mit geschlossenen Augen den
Ton, den man haben will, ergreifen kann, Weil die Töne metho-
disch auf einander folgen und geordnet sind. Auf Zeitersparniss
muss man immer bedacht sein, wenigstens hier gegen jede an-
dere Beschäftigung; denn hier handelt es sich nicht allein um die
Frische der Palette, sondern mehr noch um möglichste Beschleu-
nigung der Arbeit, um das lebendige Modell nicht zu sehr zu
ermüden, (las allezeit die Sitzungen zu lang findet, wenn auch
der Maler noch so fleissig ist.
Ich weiss sehr wohl, dass man vortreffliche Gemälde ohne
alle diese verschiedenen Töne und Reihen machen kann, ja sehr
gute Künstler mischen nur sehr wenige Töne und sind ihrer
Sache gewiss genug, mit dem Pinsel mischen zu können, was sie
gebrauchen. Allein ich wiederhole, dass ich-nicht für Meister
schreibe, die meine Methode entbehren können; indessen glaube
ich doch, dass sie dieselbe nicht missbilligen werden, wenn sie
an die Verlegenheit denken, worin sich ein Anfanger befinden
muss, der bei seinen ersten Versuchen gar keinen Führer hat.
Ueber
den
Gebrauch
der
oben
beschriebenen
Palette.
Ich würde den Zweck, den ich mir vorgenommen, zum grossen
Theil zu verfehlen glauben, wenn ich denen, für welche ich
schreibe, zu sagen verabsäumen wollte, was sie mit der Palette
thun sollen, die ich ihnen in die Hände gebe. S0 viel ich weiss,
hat kein Autor sich bis jetzt die Mühe gegeben, über den mecha-
nischen Theil der Kunst so umständlich zu schreiben, dass Jemand
ohne alle Leitung, blos nach den Regeln, die man in dergleichen
Werken ündet, die geringste Sache unternehmen könnte; alle
wenden sich an Künstler, die in dem Elementarverfahren dieser
schönen Kunst mehr oder weniger unterrichtet sind. Ich befolge
also einen neuen Weg, von welchem ich hoffen darf, einer zahl-
reichen Classe junger Leute von beiderlei Geschlecht nützlich zu