Volltext: Handbuch der Oelmalerei für Künstler und Kunstfreunde

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Sechszehnte Lection. 
der Palette. 
Aufsetzen 
Das 
Ich will daher jetzt eine Methode angeben, um die nothwen- 
digen Töne einer Palette, "welche zur Untermalung des Fleisches 
bestimmt sind, zu mischen. 
Es giebt viele Künstler, welche nur fünf oder sechs Töne 
aufsetzen und, indem sie den Pinsel in die reinen Farben tauchen, 
daraus, nach Mass des Bedürfnisses, eine Menge von Mischungen 
hervorbringen. Aber hierzu muss man schonsEiniges, ja sogar 
Viel wissen und eine grosse Fertigkeit besitzen. Um aber dahin 
zu gelangen, muss man zuvor die Wirkung, welche die verschie- 
denen Mischungen hervorbringen, kennen lernen, und gerade durch 
die vernünftige Methode, die ich jetzt beschreiben will, kann man 
dies leichter und besser erlernen, als wenn man auf's Gerathe- 
wohl Versuche macht.  
Indessen will ich damit nicht sagen, dass auf dieser rein 
praktischen Kenntniss, welche sich auf eine Art von Calcul grün- 
det, die ganze Kunst eines grossen Coloristen beruhe: gewiss 
nicht, denn derjenige Künstler, der mit allen Quellen und Hiilfs- 
mitteln der Palette noch so sehr vertraut ist, wird dennoch ein 
sehr mittelmässiger, ja. sogar schlechter Colorist werden, wenn 
die Natur ihm den feinen Tact versagt hat, jenen unerklärbaren 
Scharfblick des Auges (Farbensinn), welches in der Malerei das 
Nämliche ist, was das richtige Gehör in der Musik. 
Vorbereitungen zu einer Palette allein 
malung des Fleisches. 
für 
die 
Unter- 
Fast alle Maler mischen ihre Farben und ihre Töne auf der 
hölzernen Palette; einige, zu welchen ich gehöre, mischen und ver- 
mischen" ihre 'l'öne auf einer Glastafel von ungefähr einem Quadrat- 
fuss 1), drei oder vier Linien stark, und auf beiden Seiten unpolirt 2). 
 
1) Siehe Kupfeitafel IfFig. E, in Ansehung der Glastafel zum Anfeuchten 
der Töne. 
2) Wenn man ein Stück nicht matten Glases hat, so kann man es mit 
weissem Sand oder feinem Sandstein, oder auch mit Schmirgel, der durch ein 
seidenes Sieb gegangen, matt machen. Einige Umläufe des Läufers sind hin- 
reichend, um das Glas Sehr gleich überall abzuschleifen; allein das Pufver 
nnuss gleichmässig sein, damit keine tiefen Risse hineinkommen.
	        
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