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Achte Lection.
Mohnöl zu bleichen.
bald oben, aber das Wasser wäscht und reinigt es, und trennt
davon alle schleimigen Theile, die es färben und das schnelle
Trocknen verhindern. Diese schleimige Substanz trennt sich nach
und nach in einigen ruhigen Stunden, und setzt sich zwischen das
Wasser und Oel in der Gestalt einer molkigen und weisslichen
Masse, die man täglich wenigstens einmal wegnehmen muss. Dies
muss mit Geschicklichkeit vermittelst eines kleinen reinlichen Quirls
von weissem Holze geschehen. Man schüttet das Oel in eine an-
dere Flasche, worin sich schon neues frisches und ültrirtes Wasser
befindet, und wiederholt dies alle zwei oder drei Tage in dem
ersten Monat der Operation. In der schönen Jahreszeit glückt
die Sache besser und geschwinder, weil das helle Tageslicht, und
besonders die Sonne, zur Läuterung und Abklärung der Flüsig-
keiten mächtig wirken. Zwei oder drei Monate hindurch schüttelt
man die Flasche täglich mehrmals, und je öfter, desto besser; je
mehr man auf diese Art das Oel wäscht, desto mehr wird es an
Weisse, Schönheit und Fähigkeit zu trocknen gewinnen.
Wenn man zwischen dem Wasser und Oel keine Unreinig-
keiten mehr sieht, so lässt man die Mischung in Ruhe ohne
weiteres Schütteln; aber allezeit muss man sie an die Luft und
in den Schatten stellen, mit einem Deckel von durchlöc-hertem
Papier, um die Ausdünstung zu befördern, ohne dass der Staub
eindringen kann. Man stellt es nicht mehr an die Sonne, weil
zu befürchten ist, das" Oel möchte zu zäh werden. DasWasser,
welches sich unter dem Oel beündet, verdirbt nicht, indem das
darüber schwimmende Oel es gegen die Luft abschliesst, und
eben dieses Wasser verhindert, dass das Oel nicht trocknet und
zu dick Wird. Als ich einstmals aus Unachtsamkeit ein wenig
von diesem in ein kleines, ungefähr ein bis zwei Zoll hohes
Fläschchen gegossenen Oel vergessen hatte, in die grosse Flasche
zurückzugiessen, fand ich es nach drei oder vier Tagen in_der
Flasche steif und fest bis auf den Grund, mit so viel und noch
mehr Consistenz als ein Gelee, 0b es gleich im Schatten und in
einem Kästchen eingeschlossen war; das Oel war in diesem Zu-
stande eben so rein, weiss und durchsichtig, als in dem flüssigen
Zustande. Ich zerbrach die Flasche, um über seine Consistenz
desto besser urtheilen zu können, die ich, wie eben gesagt, sehr