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Sechste Lection.
Venetianischen
Lack
oder
lannin
brennen.
Holz die Farbe beständig um, und sie wird sehr bald einen übel-
riechenden Rauch ausdünsten, den man nicht einathmen darf.
Die Kohlen darf man nur sanft anblasen, damit keine Asche in
den Löffel fallt, allein man muss ein lebhaftes Feuer unterhalten,
indem man die Farbe beständig rührt, bis sie das schöne dunkel-
braune Purpurroth der Nelken erhält, alsdann nehme man den
Löffel vom Feuer. Bei dem Erkalten bleibt die Farbe nicht so
dunkel, daher hat man nichts zu befürchten, wenn sie auf dem
Feuer ganz schwarz aussieht. Man gebe aber wohl Acht, dass
sie nicht Feuer fange, denn dadurch würde sie ganz verderben
und in schlechte Kohle verwandelt werden; man nehme sie bei
Zeiten ab und schütte sie auf einen ganz reinen Teller, auf dem
niemals Fett gewesen ist. Man wird sehen, 0b sie den Punkt
erreicht hat, und findet man sie nicht braun genug, so thue man
sie wieder in den Löffel und auf das Feuer. War der Lack von
guter Qualität, so erhält man eine Farbe, die man durch keine
Mischung nachahmen kann: sie wird alle Eigenschaften und fast
die Dauerhaftigkeit des Cassiuslschen Goldniederschlags haben,
dessen man sich zu Miniaturen und zum Purpur der Emaillen
bedient, wozu aber unser Lack nicht anwendbar ist.
Diese so gebrannte Farbe trocknet nicht so schwer in Oel,
als ungebrannte, allein dessenungeachtet ist es nöthig, sie mit
etwas Trockenöl anzumachen, man mag sie rein oder mit ge-
brannter Terra di Siena und rothen Erdfarben gemischt brauchen.
Ich habe oft versucht, Krapplacke zu brennen, die von Natur
so dauerhaft sind, allein es ist mir niemals geglückt. Sie ver-
lieren im Feuer ihre Farbe, werden erdig und grau; überdies ist
ihr Ton nicht gesättigt und dunkel genug zu unserem Zweck, und
es ist besser, sie rein zu gebrauchen 1).
1) Der zum Brennen der Lacke und Carmine gebrauchte silberne Löffel
wird schwarz, er erhält seinen Glanz wieder, sobald man ihn mit feuchter
spanischer Kreide und etwas Wasser reibt.