Gebrauch
der Farben in
Blasen.
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Gerade unten an der Blase mache ich einen Einschnitt wie
ein Kreuz, so dass jede Spalte ungefähr zwei Linien betragt; nun
hat die Farbe einen hinlänglich breiten Ausweg, wenn man die
Blase drückt; legt man sie aber wieder auf ihre Basis, so ver-
schliessen die vier klaffenden Enden des Kreuzes die Oeffnung
hinlänglich, so, dass fast gar keine aussere Luft zukommen kann.
Zwar wenn man die Blase in einigen Tagen nicht wieder berührt,
so trocknen die Ränder besonders bei dem Weiss an, und schliessen
sich vollkommen; allein mit einem Federmesser öffnet man den
nämlichen Einschnitt leicht von Neuem, wenn man nur einige Vor-
sicht und Geschicklichkeit anwendet. Diese kleine Sorgfalt sei
denjenigen empfohlen, welche, ihre Farben lange erhalten wollen.
Dies wäre nun weitläufig genug gewesen, Einiges möchte sogar
kleinlich erscheinen; allein der Maler muss alle diese Dinge kennen,
damit er sie durch Andere verfertigen, und ob sie gut gemacht,
beurtheilen, oder nöthigen Falls selbst machen kann. Man erinnere
sich übrigens daran, dass ich hauptsächlich für solche Personen
schreibe, welche in ihrer Lage und Abgesondertheit die zur Ma-
lerei nothwendigen Dinge sich nicht selbst verschaffen können.
Mehr als Einer wird es mir hoffentlich Dank wissen, dass ich mich
bei nothwendigen Kleinigkeiten verweilt und sie mit Mühe zusam-
mengetragen habe.
Weil man die weisse Farbe am meisten braucht, so ist auch
hiervon eine viel grössere Blase nöthig, als von den übrigen; es
ist sogar gut, allezeit zwei dergleichen zu haben, damit es nicht
mitten in der Arbeit daran fehlt, was sehr nachtheilig werden
kann, besonders wenn man einen Himmel oder andere grosse
Parthieen malt. Nach der Grösse der Arbeit und nach der Fläche
der Leinwand, die man zu decken hat, bestimmt man den Umfang
der Blasen, im Verhaltniss zu der Farbe, welche man zu ver-
brauchen gedenkt. (Man sehe eine Blase mit Weiss von mittel-
massiger Starke und in natürlicher Grösse auf Tafel I, Fig. M)
Man braucht auch ziemlich grosse Blasen von gelbem Ocker.
Die Lack- und Zinnoberfarben halt man sich nicht gern in Blasen,
sondern besser in trocknem Pulver, das man nicht eher mit Oel
anmacht, als bis man eine Palette zurichtet und zu malen bereit
ist, weil diese Farben sich leicht verdicken. Auch einige kostbare