geriebenen Farben.
der
Consistenz
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anhaufeln können, ohne dass sie von selbst läuft, man mag die
Palette nach oben oder unten kehren, undwenn man, mit dem
Spachtel, einer kleinen Nuss gross nimmt, so darf sie nicht von
selbst davon herabfallen. Sie muss so steif und fest sein, dass,
wenn man den Spachtel mit der scharfen Kante nach unten hält,
am Ende des Falzes die Farbe nicht durch ihre eigene Schwere
herabfallt, ohne an die Rückseite des Spachtels 1) zu klopfen oder
zu schütteln, wie man bei dem Reiben der Farbe in Wasser zu
thun pflegt, wenn man Plätzchen machen will.
Soll die Farbe diesen Grad der Steifheit erhalten, so muss
man gleich Anfangs bei Vereinigung mit dem Oel für das Reiben
oder Anmachen mit blossem Pulver etwas Kraft anwenden, um
den Reiber hin und her bewegen zu können, oder den Spachtel,
wenn es solche Farben sind, die man nicht reibt, wie z. B. der
Zinnober etc. Zu dem Ende tröpfelt man nur immer wenig Oel
hinzu, und nach und nach ein wenig mehr, je nachdem man es
fur- nöthig erachtet. Diese Vcrschrift muss streng beobachtet
werden, denn ohne dieselbe wird man immer zu den Farben zu
viel Oel setzen. Im Anfang scheinen sie zu steif oder zu trocken
zu sein; allein wenn einige Umläufe mit dem Läufer geschehen
sind, so befinden sie sich im richtigen Zustande, weil das Oel
1) Der Spachtel ist eine Art Messer von weissem Horn, gemeiniglich ganz
aus einem Stück, oder so, dass man es nach Belieben in einen Stiel fassen
kann. Die grosse Figur X muss ungefähr zwölf Zoll Länge und zwei Zoll
Breite haben. Am oberen Ende ist er ungefähr drei Linien dick, von da wird
die Stärke bis zum anderen Ende allmälig schwächer, und so dünn, wie eine
Spielkarte. Die Stelle, mit welcher man die Farben aufnimmt, muss scharf und
schräg abgeschnitten: sein. Man muss den Spachtel selbst zubereiten, und erhält
ihn blos roh im Zuschnitt. Dazu gebraucht man zuerst die Feile, und voll-
endet das Werk durch Schaben mit Glas, oder mit Sandstein und Qel, Man
könnte zwar eben so gut Wasser brauchen, allein dadurch wird das Horn ge.
krümmt. Gut zurecht gemachte Spachtel, welche die Farbe rein aufnehmen, sind
sehr angenehm. Der kleine Spachtel muss viel dünner und biegsamer sein als
der grosse, übrigens ist er ihm in der Gestalt gleich, doch muss er hinlänglich
stark sein, um die Farbe damit zerdrücken zu können.
Man sehe die Zeichnung vom Spachtel (Farbemesser, Palettmesser) auf
Tafel II, Fig. X und Y. Man thut wohl, zwei dergleichen zu haben: einen klei-
neren für die Bereitung der Palette, und einen grösseren, um bei dem Reiben
die Farbe aufzuheben.