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Lection.
Erste
Farben.
Verwendung der angegebenen
Wenn der Schüler oder Anfänger in der Folge eine gewisse
Praxis erlangt hat, wird er mit Recht vorziehen, die Anzahl seiner
Töne zu vermindern und sie mit dem Pinsel auf der Palette zu
machen. Er thut sehr wohl daran, besonders bei der Palette
zum Beendigen, welche an gebrochenen Tönen am zahlreichsten
und verwickeltsten ist. Allein ich rathe, dass er sich nicht zu
bald diese Zeitersparniss zu Nutze mache, weil er mit der Reihen-
folge der von mir angezeigten Töne viel freier und sicherer malen
wird. S0 ausgedehnt sie ist, wird sie dennoch kaum hinreichen,
um Alles auszuführen, was das Modell oder die Natur an Ver-
schiedenheit darbietet, eine Menge kleiner Mischungen werden
noch mit dem Pinsel gemacht werden müssen, indem bald ein
wenig von diesem, bald von jenem genommen wird, bis genau
derjenige getroffen ist, den man nachahmen will. Allein es ist
eben so wahr, dass es für einen Anfänger viel leichter sein wird:
einen Ton zu mischen, wenn er schon auf seiner Palette einige
sieht, die sich dem, welchen er wünscht, sehr nähern, als wenn
er allein und ohne Führer, mit ganzen Farben, die alle von der
gesuchten verschieden sind, dieses Ziel erreichen will. Anstatt
die Zeit zu ersparen, welche er der Anfertigung einer Palette mit
den verschiedenen Farben gewidmet haben würde, verliert er un-
endlich mehr durch Bedenken beim Suchen der Töne mit dem
Pinsel, ja noch mehr, sie würden niemals die Reinheit und Frische
haben, wie wenn sie bereits schon beinahe richtig vorhanden sind.
(Man sehe die sechzehnte Lection, wie eine Palette zum"
Anlegen gemacht wird, und ziehe zugleich die siebente Kupler-
tafel über die Anordnung der Töne zu Rathe.)
Ob ich gleich auf einer und derselben Palette in dieser Kupfer-
tafel die Anordnung der Töne für die Untermalung, zugleich mit
denen, welche zum Beendigen dienen, dargestellt habe, so ist
dieses blos geschehen, um die Anfertigung einer zweiten Kupfer-
tafel zu ersparen. Das behalte man aber im Gedachtniss, dass
die Töne einer jeden Palette allezeit am aussersten Rand des
Holzes aufgestellt sein müssen, wie auf der Vollendungs-Pa-
lette, und dass mithin die Töne der Untermalungs-Palette
auf denselben Stellen geordnet sein sollen, welche die Töne der
Vollendungs-Palette auf der siebenten Kupfertafel einnehmen.