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Erste
Lectiol
Grüner Lack.
Grüner
Lack
(oder
Scheele
Man hat mehrere grüne Lackfarben, die ich alle verwerfe,
diese vielleicht ausgenommen, die ein lebhaftes und sehr leichtes
Grün hat. Vor ungefahr neun Jahren habe ich damit eine Lasur
als Versuch auf einer grünen Draperie eines Gemäldes, das in
meinem Besitz ist, gemacht (denn auf einem bestellten Bilde würde
ich nicht gewagt haben, eine unbekannte Farbe anzuwenden), und
bis jetzt hat sich die Farbe ohne die geringste Veränderung er-
halten._ Sie ist von einer sehr lieblichen und lebhaften hellgriin-
gelblichen Farbe.
Noch kann ich nicht entschieden über diese Farbe urtheilen,
es ist noch nicht lange genug her, dass ich sie versucht habe;
allein sie mag zum Lasiren einiger Stoffe und grüner Baume,
denen man eine frischere Farbe geben will, nützlich sein, auch
kann sie den Blumenmalern dienen, um das schöne Grün der
Blätter in ihren Bouquets damit zu lasiren, und besonders die-
jenigen, durch welche das Tageslicht scheint und die nun trans-
parent leuchten. Allein man muss sie sehr massig gebrauchen,
denn dem Glanze dieser Farbe, als Lasur, ist nicht zu trauen.
Man darf sie nur in Parthieen von sehr kleiner Oberfläche an-
bringen, wenigstens muss die darunter befindliche Malerei schon
harmonisch gebrochen sein, damit dieser zu brillante Lack nur in
einigen kleinen Stellen hervorglanzen kann, die, um diesen Effect
hervorzubringen, absichtlich berechnet und vorbereitet sein müssen.
Man kann sie nur mit Trockenöl lasiren, und dies würde nicht
so unbequem sein, als die Lasur mit dem Grünspan, dessen im
vorigen Artikel Erwähnung geschehen 1).
Neue Beobachtungen in Bezug auf den Gebrauch der bis jetzt
angegebenen Farben.
Ich habe nichts verabsäumt, die besten Farben, ihre Dauer,
auf welche man rechnen kann, den Gebrauch, den man davon
machen muss, und zwar nach ihren besonderen Eigenschaften, und
1] Seitdem ich dies geschrieben, habe ich den Zustand eben dieses grünen
Lackes auf demselben Bilde von Neuem untersucht; er ist nachgedunkelt; besser
deshalb, man braucht ihn nicht. Der Grünspan ist ihm vorzuziehen. S. Nr. 37.