Grünspan.
des
Wirkung
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oder die nöthige Zeit hat, sie geschwind sehr gleichförmig aus-
zubreiten.
Nichts gleicht dem Glanz der grünen Farben, die man hier-
durch erhält, die Pfauenfedern sind nicht schöner, ja selbst kein
Edelstein. Allein ich wiederhole es, unter der Lasur muss der
Zauber der Wirkung ganz vollendet sein, denn man Sieht leicht
ein, dass sie nur das Grün modiiicirt.
Ueberall, wo der Maler die Schönheit der Farbe den gebro-
chenen und gedämpften Tönen hat opfern müssen, wie in den
Schatten und Tiefen der Falten, erscheint das Grün nicht so
brillant, weil der Grünspan fast so durchsichtig als Glas ist, allein
in den Lichtern strahlt er in seinem vollen Glanze.
Diese Farbe, so gefährlich sie an und für sich selbst ist, ver-
ändert sich ganz und gar nicht, wenn man sie auf diese Art
braucht; sie ist dergestalt in dem Gopaiva-Balsam, der sehr hart
wird, und in dem Firniss, welcher im Augenblick trocknet, einge-
hüllt, dass die "Luft nicht Zeit gewinnt, sie anzugreifen, mithin
bleibt dieses schöne Grün unveränderlich. Ich habe die gewisse
Ueberzeugung davon, denn es ist länger als achtzehn Jahre, dass
ich mich dieses Mittels bei Möbeln von Utrechter Sammet, bei
Shawls und Atlassen bedient habe, und ich kann versichern, dass
sie noch eben so glänzend sind, als am ersten Tage. Es ist sogar
gefährlich, wenn man zu häufigen Gebrauch davon machen will,
oder bei gar zu grossen Parthieen, weil der Glanz dieser Farbe
alle übrigen tödtet.
Folgendes begegnete einem meiner Freunde, der es nicht
abgewartet hatte, bis seine Malerei hinlänglich trocken war, ehe
er die Lasur mit Grünspan darauf setzte. Das Sammetkleid, das
er mit dieser Farbe lasirt hatte, bekam überall Risse; beides,
der Gopaiva-Balsam und derFirniss, viel härter und stärker als
die darunter befindliche Farbe, zog dieselbe zusammen, dergestalt,
dass man in den Tausenden von Rissen und Einschnitten die
Leinwand mit ihrer Grundirung sehen konnte. Dieses Beispiel
lehrt, dass man sich nicht übereilen darf. Der Grünspan an und
für sich selbst hat einen so kalten Ton, dass, wenn man das Untere
nicht sehr gelb hält, das Grün fast blau sein und einen schnei-
denden unangenehmen Ton haben würde.