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ben bestimmt. Jedes Hinderniss wirkt verstimmend;
wer mag gern seinen Fuss auf die voluminösen plastischen
Blumenbouquets und Guirlanden setzen, die uns auf den
modernen englischen Teppichen im Wege sind?
Eine fernere hochwichtige coloristische Eigenschaft
bemerken wir noch bei genauerem Studium des echten
orientalischen Teppichs in der sorgsamen Vermeidung der
sogenannten Simultaneffecte.
Unter diesem Ausdruck verstehen wir die eigen-
thümliche Wirkung, welche auf das Auge entsteht, wenn
zwei Farben des Dreiklanges, welche an Lichtstarke und
Intensität sich völlig gleich sind, unmittelbar neben-
einander gestellt werden. Der Eindruck, welcher dadurch
auf das Auge hervorgebracht wird, ist ein verletzender;
er setzt dasselbe in Verlegenheit, welcher von beiden
Farben es sich zuwenden soll, weil beide mit gleicher
Kraft und in demselben Augenblick die Netzhaut er-
regen. Je intensiver diese beiden Farben sind, desto
beunruhigender und blendender wird der Eindruck; man
glaubt, Staub im Auge zu haben, und wischt es unwill-
kürlich rein, um klarer sehen zu können, aber vergeb-
lich. In Imitationen des orientalischen Teppichs kommt
dieser Fehler häufig vor, besonders mit Blau und Roth,
wenn beide ein gleiches Quantum Raum dicht neben
einander einnehmen. Zwei solche Farben können colo-
ristisch möglich werden, wenn sie durch eine neutrale
IFarbe räumlich von einander getrennt werden, und