Schatten, ein Gegensatz, der den Hauptfactor des Bildes
ausmacht. Es ist ein optisches Gesetz, dass das Auge
den mittleren Theil seines Sehkreises am schärfsten und
deutlichsten sieht und der Seele zuführt, dass ihm da-
gegen alle Theile, die sich von der Mitte entfernen, mehr
und mehr undeutlich erscheinen.
Wird nun der Eindruck dieses starken Gegen-
satzes von hell und dunkel durch einen fein erwogenen
Farbengegensatz verstärkt, so ist dem Auge volle Be-
friedigung gegeben, es weilt mit Interesse auf diesem
Hauptpunkt und kommt zu vollem Verständniss des
malerischen Inhalts, der dem Bilde zu Grunde liegt; es
wirkt, mit einem Wort, auf den ersten Blick.
In vielen Bildern hervorragender Totalwirkung
linden wir den grossen Zug "des Lichtes diagonal gelegt,
so dass links oder rechts von der Mitte nach oben und
unten noch starke wirksame Lichter und demgemäss auch
Schattenmassen auftreten. Aber auch bei dieser Dis-
position der Totalität werden wir bei scharfer Prüfung
finden, dass das Licht in der mittleren Gegend an Leucht-
kraft die übrigen übertrifft, und dass ebenso die Schatten-
flecke dieser Gegend positiv dunkler sind, als die seit-
wärts liegenden.
Das hier Gesagte bezieht sich auf die Kraft der
Gegensätze; die zweite Eigenschaft derselben ist ihre
Form, und auch in Bezug auf diese zeigt sich in Meister-
werken ein grosses Gesetz. Der Laie wird es nicht