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muss die Zeit lehren. Wir unterlassen es daher an
dieser Stelle, uns auf ein bestimmtes wissenschaftliches
System zu beziehen und stellen nur Das zusammen, was
die grossen Meister der Malerei durch Farbensinn, eigene
Erfahrung und theilweise auch wohl durch die Hülfe der
WVissenschaft als richtig erkannt haben und was sie befähigt
hat, Werke zu schaffen, welche durch Farbenharmonie un-
bestritten das Staunen und die Freude der Mitwelt erregen.
Die Farbenlehre der Malerei als Theorie ist einfach,
klar und erschöpfend. Sie erkennt für die Beurtheilung
der Farben als einzigen Richter das gesunde und farben-
geübte menschliche Auge an. (Nach statistischen An-
gaben neuerer Forscher beträgt die Zahl der Farben-
gesunden etwa 82 vom Hundert, während 18 vom Hundert
theilweise oder ganz farbenblind sind.)
In der Reihe der Farbenerscheinungen sind drei
Punkte, welche wir als ursprüngliche, reine oder Grund-
farben anerkennen. Sie unterscheiden sich von den anderen
Farben dadurch, dass sie sich durch Mischung nicht er-
zeugen lassen, während alle anderen Farben aus ihnen
gemischt werden können." Sie heissen Gelb, iRoth, Blau;
keine derselben ist durch irgend eine Zusammensetzung
das Auge eine entschieden andere sein, als die, welche durch Ueber-
einanderfülgrung oder Drehung der Farben erzeugt wird. Höchst
wahrscheinlich würde auf diese Weise aus Gelb und Blau Grün
entstehen, selbst dann, wenn beide Farben nicht von absoluter
Reinheit wären.