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Wo z. B. Bäume in eine helle Luft ragen, ist es
wohlgethan, letztere zuvor möglichst fertig zu machen, weil
das Bessern mit breiten Tönen in der Luft sehr leicht
die Ausladung der Bäume auflöst, die dann einen grün-
lichen oder gelblichen Schein um sich verbreiten; nur
durch grosse Geschicklichkeit in der Pinselführung ist ein
solcher Uebelstand zu vermeiden. Bei dunkleren Lüften
ist diese Vorsicht weniger nöthig.
Die Oelmalerei thut geflissentlich das Gegentheil; das
Gegenmalen der Luft gegen die Bäume ist fast geboten,
um deren Ausladungen weich und plastisch zu machen.
Als ein anderes Beispiel diene folgende Aufgabe:
Wir stehen in einem Torfmoor; eine weite, theils grüne,
theils mit Haidekraut bedeckte Ebene liegt vor uns. Zur
Rechten im fernen Mittelgrunde zieht sich ein dunkler
Waldsaum entlang, dessen letzte Bäume sich Vereinzeln
und den Durchblick zwischen den" Stämmen in Luft und
Ferne gestatten. Der Vorgrund wird von einer sehilügen
Lache durchschnitten, an deren Rand einige Reiher ihr
Wesen treiben. Die Sonne ist seit einigen Minuten hinter
dem Walde untergegangen; schwere Dünste lagern über
der Ferne, während aufwärts der Himmel in glänzender
Klarheit
strahlt.
Stimmungen, wie die vorliegenden, hat Jeder oft
erlebt; sie gehören zu dem Ergreifendsten, was uns die
Natur bieten kann. Zu keiner anderen Tageszeit ist der
Gegensatz
zwischen
(Luft
und
Erde
energischer,
4 Pk
als
vor