Wo Vergoldungen gewünscht werden, sind diese wie folgt
herzustellen. Zunächst warte man, bis die Wand, wenigstens
die äussere Mörtelsohichte, trocken geworden ist. Dann wird
die zu vergoldende Fläche mit in Spiritus aufgelöstem Schellack
sorgfältig bestrichen; brauner Schellack thut die besten Dienste.
Nachdem jene Theile mit sogen. Mordent, dem jedem Vergolder
bekannten Oelgrunde, gleichmässig angelegt worden, kann nach
Verlauf von etwa zwölf, oft auch bis zu vierundzwanzig Stunden
die Vergoldung sei es mit Blattgold oder Goldbronce vor-
genommen werden. Je trockener der Oelgrund ist, je leuchtender
wird die Vergoldung. Sollte der Grund etwas stark angetrocknet
sein, so muss man denselben vor dem Auflegen des Goldes
etwas anhauchen; er wird dasselbe alsdann leicht fassen. Das
schnellere oder langsamere Trocknen des Oelgrundes hängt zu-
nächt von seiner Zusammensetzung, dann aber auch von der
Witterung ab. Nach einigen Tagen kann man die Vergoldung
nach Belieben lasiren und zum Bilde stimmen. Es muss dies
aber behutsam geschehen und empfiehlt es sich, in sehr schwacher
Tönung zu beginnen; wer mit diesen Lasuren weiter gehen will,
mag die Vergoldung vorher mit so einer Art französischem
Firniss (wie Nouveau vernis a tableaux de Soehnee freres) über-
ziehen. Zur Lasur verwende man ein wenig Oelfarbe, die mit
etwas Vergoldergrund (Mordent) und Terpentin recht verdünnt
wird, aber nicht so sehr, dass die Farbe läuft. Dieselbe muss
dünn geschummert, aber nicht unsauber gelassen werden, da
das Metall, wenn auch noch so stark abgetont, als solches seinen
Charakter bewahren muss.
Retouchen sollen nur zum Nothbehelf, aber keineswegs
dazu dienen, vermittelst derselben Stimmung in's Bild zu bringen.
Man bediene sich zur Retouche der Eitempera als Bindemittel.
lst dieselbe zu fett, so bleibt sie glänzend stehen; ein gutes
Reoept ist folgendes: zu dem Eiweiss eines Eies gebe man die
Hälfte des Dotters, dazu einen starken Nähhut voll Weinessig
und etwas mehr Wasser, als die Schale des benutzten Eies hält.
Dies schlage man sofort mit einem Quirl und peitsche so lange
Alles tüchtig zusammen, bis das Ganze eine gut verbundene
schaumige Masse ist. Je schneller man's erreicht, um so besser
wird die Tempera die sogenannte Eitempera. Sobald die
Masse genügend verbunden ist, wird dieselbe durch einen etwas
lockeren leinenen Lappen filtrirt und in einer gut verschlossenen