Venezianische
16. jahrhundert.
Schule,
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nach dem Original im Palazzo Colonna in Rom; und die Lukretia,
von D. Peuther, nach dem Original in der kaiserlichen Galerie in
Wien (Nr. 223-226). ln der Sammlung zu Donaueschingen eine
Kopie von Palmas heiliger Familie mit der heiligen Katharina und
dem kleinen Johannes in der Dresdener Galerie, von R. Gleichauf
(Nr. 127). In der kaiserlichen Galerie in Wien befinden sich eine
Anzahl unbestimmter Bilder, die zum Teil unter dem Einiiusse
Giorgiones und Palma vecchios entstanden sind: eine Anbetung
der Hirten (Nr. 548); Maria vor der Felscnhöhle knieend, das
Jesuskind anbetend, welches vor ihr auf der Erde liegt, neben ihr
der heilige Joseph und zwei anbetende Hirten, über dem Höhlen-
eingange schweben Cherubim; das Bild zeigt die Art des Giorgione;
der kreuztragende Christus, inmitten der Schergen stehend, von
einem Krieger am Mantel ergriffen, zwischen dem Kopfe dieses
Mannes und jenem des Heilandes erscheint eine Fratze, die Zunge
herausstreckend; das Werk steht Pordewone nahe (Nr. 549); die
Grablegung: der Leichnam Christi, von den Seinen in die
Steingruft gesenkt, hinter welcher Maria und andere männliche
und weibliche Personen stehen (Nr. 550); das Bild stammt aus der
Mitte des 16. Jahrhunderts; die Beweinung Christi, auf welcher
der Leichnam von Joseph von Arimathia gehalten wird, mit Mag-
dalena, Maria und. Johannes (Nr. 551) könnte von Jacopo Savoldo
herrühren; der heilige Hieronymus in der Felsenhöhle mit dem
Löwen (Nr. 552) ist um 1552 entstanden; Christus mit Heiligen
und musizierenden Engeln ebendort (Nr. 553), in weiter Landschaft,
und ein männliches Bildnis (Nr. 554) sind etwa um 1500 entstanden,
und nähern sich noch der Art Giovanni Bellinis; ein anderes männ-
liches Bildnis (Nr. 555) ist mit 1538 bezeichnet; ein männliches
Bildnis von 1542 (Nr. 556) ist nicht naher zu bezeichnen; eben-
sowenig das Bildnis eines venezianischen Patriziers und das Bildnis
dreier edler Venezianer (Nr. 557 und 558) aus der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts. Zu den unbekannten Bildern derselben
Schule, in der kaiserlichen Galerie in Wien gehören noch: ein
männliches Bildnis aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (Nr. 559);
das Bildnis des venezianischen Patriziers Girolamo Zani, von 1568
(Nr. 560); und der "Schalksnarr" (Nr. 561), ein alter Mann in
bunter Narrenkleidung, vielleicht eher niederländisch als vene-
zianisch.
Der Hauptrneister Venedigs und der grösste Kolorist Italiens
ist Tiziano Vecellio, geboren zu Pieve di Cadore im Friaul 1477,
gestorben zu Venedig 1576, Schüler Giovanni Bellinis. Tizian schil-
dert alle Dinge und Menschen in harmonischer Glückseligkeit des
Daseins, und zwar in ruhiger, anspruchsloser Weise; seine Herr-
schaft über die Kunstmittel ist grossartig, aber seine geistige Auf-