Venezianische
Schule,
Jahrhundert.
83
einen Tisch gelehnt, betend, und eine heilige Familie in der Land-
schaft vor einer Hütte mit dem kleinen Johannes und der heiligen
Katharina (Nr. 43 und 44).
Die Venezianische Schule legt das Hauptgewicht auf die
Darstellung des Sinnlichreizenden, ähnlich wie Correggio, und er'-
reicht ihre Ziele durch ein Vollendetes Kolorit, dessen Ausbildung
schon von venezianischen Malern des 15. Jahrhunderts angestrebt
War, aber im 16. Jahrhundert erst seinen Höhepunkt erreicht. Die
neue Entwickelung der Schule geht von Giorgio Barbarelli, ge-
nannt Giorgimze, aus; derselbe ist in Oastelfranco angeblich um
1477 geboren, gestorben 1511 in Venedig. Er war ein Schüler
des Giovanni Bellini und hat, da er jung starb, nur wenige Ge-
mälde hinterlassen. Die Galerie in Dresden hat von Giorgione
eine unbekleidete, in blühender Landschaft schlummernde Venus,
wie man annimmt von Tizian vollendet (Nr. 185). Vermutlich eine
alte Kopie nach einem verschollenen Gemälde Giorgiones ist eben-
dort "Das Horoskop" (Nr. 186): vor einer Ruine steht ein alter
Mann im Turban mit einer Scheibe und einem Zirkel, hinter ihm
kniet eine junge Frau, vor der ein nackter Knabe am Boden liegt,
neben ihr steht ein junger Mann im Harnisch; ebendort eine andere
Kopie nach ihm, „Das Urteil des Paris" (Nr. 187): Paris, unter einem
Baume sitzend, hält den Apfel, rechts stehen die drei Göttinnen.
Die kaiserliche Galerie in Wien besitzt einige mit mehr oder
weniger Berechtigung dem Giorgione zugeschriebene Bilder: Die
Auferstehung Christi (Nr. 238), der Heiland schwebt in der Glorie
über dem Grabe, vor demselben fünf Kriegsknechte; das Gemälde
wird auch dem Tizian oder dem Schiavoni zugeschrieben; die drei
Weisen des llllorgenlandes (Nr. 239): ein Greis, ein Mann mittleren
Alters und ein Jüngling, in morgenländischer Tracht, mit wissen-
Schaftlichen Instrumenten, in einer Landschaft; der Bravo (Nr. 240),
ein mit Weinlaub bekränzter Jüngling. wird von einem Manne
meuchlings angefallen, auf dunklem Grunde; ein männliches Bild-
nis, vermutlich der Maler selbst (Nr. 241), kann auch von Pellegrino
da San Daniele oder Morto da Feltre herrühren; ein junger Mann
mit der Geige (Nr. 242), wahrscheinlicher von Mancini herrührend.
Ebendort ein Schulbild des Giorgione, den jungen David Öarstellßlld,
der das Haupt des Goliath auf eine Brüstung legt (Nr. 243); und
in der Art des Giorgione: ein gerüsteter Krieger, eine Hellebarde
haltend, auf dunklem Grunde (Nr. 244), vielleicht von Caßriani oder
Torbido gemalt; ein Ritter und sein Knappe, auf dunklem Grunde
(Nr. 245), vielleicht von der Hand des Pietro della Vecchia; Christus
und Magdalena (Nr. 246), diese ist im Begriff, dem mit Petrus und
Paulus zu Tische sitzenden Heiland die Füsse zu salben, vielleicht
ein Werk des Polidoro Lanzani. Von einem unbekannten Nach-
61K