Ferraresische
Schule,
Jahrhundert.
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falls der Schule der Romagna an und ist von 1505-1527 in Ra-
venna thätig. Das Museum in Berlin hat von ihm eine Ver-
kündigung nebst Heiligen (Nr. 1164): in einer Säulenstellung steht
Maria auf einem Sockel, zu dem heranschwebenden Engel empor-
blickend, über ihr die Taube des heiligen Geistes. zur Seite Jo-
hannes Bapt., der Stifter und der heilige Antonius von Padua;
ebendort an vermutungsweise dem Zaganelli zugeschriebenen Bil-
dern: Ein Wunder aus der Legende des heiligen Antonius von
Padua (Nr. 236), in der Mitte der Maulesel vor einem Sieb knieend,
in dem die Hostie liegt, und ein zweites Wunder aus der Legende
desselben Heiligen (Nr. 241), ein Fürst, von Gefolge umgeben, auf
den ein kleiner nackter Knabe zueilt, dem Fürsten gegenüber eine
gekrönte Frau mit weiblicher Begleitung; beide Bilder gehören zu
einer Predella. Von demselben im Stadtmuseum zu Königsberg
die thronende Maria. mit dem Kinde, daneben Johannes Bapt. und
Gregorius der Grosse (Nr. 26). Pellcgriozo Aretusi, oder auch
Pellegrivzo da. Modena, geboren 1460 zu Modena, gestorben 1523,
angeblich unter Rafael in den Loggien thätig, ist in der B erliner
Galerie durch eine thronende Maria mit dem Kinde und Heiligen
vertreten, im Hintergrund Landschaft (Nr. 1182).
Im Übergange zur neuen Ferraresischen Schule steht
der an Costa erinnernde Domenico Panetti (angeblich 1460-1511
oder 1512), der aber doch bisweilen schon in Garofalos Art schafft.
Von ihm im Museum zu Berlin die Klage um den Leichnam
Christi (Nr. 113): Christus wird von Joseph von Arimathia ge-
halten, hinter dem Herrn kniet Maria, unterstützt von Johannes,
zu den Füssen Christi Magdalena und eine heilige Frau, hinter
Joseph von Arimathia der Stifter. Michele Coltellini, angeblich
1480 zu Ferrara geboren und daselbst 1542 gestorben, ist unter dem
Einflusse des Ercole Grandi und des Lorenzo Costa gebildet. Das
Museum in Berlin besitzt von ihm die Beschneidung Christi
(Nr. 119) und den auferstandenen Christus mit Johannes Bapt.
und den Heiligen Hieronymus, Stephan und Dominikus (Nr. 115 A).
Bei mehreren Künstlern der Schule von Ferrara wird dann der
Einiiuss Raffaels in der Formgebung und der Venezianer in der
Färbung massgebend; der hieraus hervorgehende eklektische
Charakter schadet der Frische in der Auffassung. Lodovico Mazzo-
lino (1481-1530) behält jedoch noch seinen altoberitalischen
Realismus bei und verbindet damit ein glühendes Kolorit, aller-
dings auch eine gewisse Überladung im Beiwerk. In der Galerie
zu Dresden von ihm die Ausstellung des dornengekrönten Christus
vor dem Volk, unten in der Strasse begrüssen sich vorn in der
Mitte zwei Pharisäer (Nr. 123); in der kaiserlichen Galerie in Wien
die Beschneidung Christi (Nr. 302), ein sehr iigurenreiches Bild;