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Italien.
Sodoma weiss die Schönheit der menschlichen Gestalt auf das
grossartigste darzustellen, war aber weniger befähigt für die Kom-
position, die er oft durch Überfülle der Gestalten verwirrte; in-
folgedessen sind seine besten Leistungen die Einzeliiguren. Er
hat hauptsächlich in Fresko gemalt, obgleich auch eine Anzahl
tüchtiger Staffeleibilder von ihm vorhanden sind. In der kaiser-
lichen Galerie in Wien von ihm eine heilige Familie (Nr. 437):
auf einem Steintische befinden sich das Christkind und der kleine
Johannes, beide nackt, hinter dem Tische steht Maria, die Kinder
mit den Armen umfangend, rückwärts steht Joseph; im Museum
zu Berlin eine jugendliche Caritas, die ein Knäblein auf dem Arm
hält, während zwei andere Kinder an ihr emporverlangen, auf dem
Bäumchen links der Pelikan als Sinnbild der Elternliebe (Nr. 109);
in der Pinakothek in München ein kleines Madonnenbild, noch
in der Art des Lionardo (Nr. 1073); und der Kopf des Erzengels
Michael in halber Lebensgrösse, Teil eines grösseren Bildes
(Nr. 1074); im Museum zu Köln die heilige Clara (Nr. 784),
Teil eines Tabernakels, und die heilige Katharina von Alexandrien,
in ihrer Linken die Siegespalme, in der Rechten das Schwert
haltend, auf Goldgrund und nicht ganz sicher in der Bezeichnung
(Nr. 808); im Museum zu Hannover Maria mit dem Kinde,
rechts der heilige Bernhard von Siena, links der heilige Joseph,
in Halbfiguren, aus dem Anfang der späteren Periode des Meisters
(Nr. 19). Von Andrea del Brescianino, von 1507 bis nach 1525
thätig, unter dem Einilusse des Sodoma, später des Fra Barto-
lommeo gebildet, besitzt das Museum in Berlin die heilige Anna
selbdritt (Nr. 230), Maria im Sehosse ihrer Mutter sitzend, beugt
sich zu dem Kinde herab, welches mit einem Lamme spielt; in
der Pinakothek zu München von ihm eine heilige Familie mit
gläserner Färbung, aufgedunsenen Formen, unsicheren Umrissen
und unangenehm braunen Schatten (Nr. 1075). Ein Hauptrneister
der Schule ist Girolamo della Pacchia (1477 bis nach 1535), Schüler
des Fungai, und wie dieser den peruginischen Ausdruck mit ernster,
tiefer Charakteristik verbindend. Seine Madonna mit dem Kinde
in der Pinakothek zu München zeigt einen liebenswürdigen Aus-
druck; ebendort von ihm ein heiliger Bernardin (Nr. 1058 und
1059). Von Domenico Beccafionzi (1486-1551), in seinen Jugend-
bildern dem Perugino nahe verwandt, später mehr dem Sodoma
nahestehend, befindet sich ebendort ein schönes helles Jugendbild
(Nr. 1076). Bartolonzeo Ncroni aus Siena war um 1550-1570
thätig, von ihm hat das Museum in Köln eine Maria mit dem
segnenden Christuskinde, links der heilige Ansano, rechts die heilige
Katharina von Siena (Nr. 784 a); im Museum zu Berlin eine
Maria mit dem Kinde und den Heiligen Ludwig von Frankreich