19. Jahrhunderts.
des
Meister
641
rits und des Beiwerks bestechend. Seine Genrebilder aus dem orien.
talischen Leben besitzen immerhin einen gewissen kulturgeschicht-
lichen Wert. Am meisten populär wurde Vernet durch seine
grossen Bilder für die historische Galerie im Schlosse zu Ver-
sailles, welche die Eroberung von Constantine und die Einnahme
der Smala schilderten. Bellange war ein zweiter berühmter Sol-
datenmaler, wahrer und eindringlicher in seiner YViedergabe des
Selbsterlebten, als der improvisierende Vernet. Zu den Meistern,
welche eine Mittelstellung zwischen Klassik und Romantik be-
haupteten, gehört auch Paul Delaroche; sein besonderes Feld ist
das historische Genre, für welches er meist Stoffe wählte, in denen
das Grauenerregende eine Stelle einnahm: die spannenden Momente
vor dem Eintritt der tragischen Katastrophe oder nach voll-
brachter That, selten frei von theatralischem Anhauch. Robert
Fleury, ein Zeitgenosse des vorigen, behandelt dasselbe Stoffgebiet
der blutigen Geschichtsvorfälle, teilweise noch schreckensvoller als
Delaroche, indem er den Moment der That ohne Scheu zur Dar-
stellung bringt. Frangois Biard fesselte zu seiner Zeit durch
Schilderungen aus fremden Ländern, die er bereist hatte, ent-
wickelte aber keine höheren künstlerischen Eigenschaften. Leopold
Robert malte Bilder aus dem italienischen Volksleben, besonders
aus dem Leben der römischen Banditen, die er eingehend
studiert hatte, mit etwas übertriebener Sentimentalität; aber er
schuf auch friedliche Bilder aus demselben Kreise, welche
höher stehen, wie namentlich der „neapolitanische Improvisator",
die "römischen Schnitter" und die "Abfahrt der adriatischen
Fischer".
In den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts nimmt die
Malerei eine neue Richtung, sie wird moralisch-satirisch, Wo sie
die Sitten der zweiten Kaiserzeit schildert oder derselben
einen Spiegel verhalt, wie in Ooutures "Römern der Verfallzeit".
Puvis de Ohavannes zeigt noch in seinen kirchlichen Gemälden
Hoheit und Adel des Stils, aber im ganzen herrscht eine eklektisch,
akademische Richtung, welche in Leon Oogniet einen ihrer talent-
vollsten Vertreter findet. Zugleich beginnt Philippoteaux die
Panoramenmalerei mit grossem äusseren Erfolg einzuführen.
Meissonier, der die holländischen Sittenmaler studiert hatte, be.
wegte sich lange in der Welt des 17. Jahrhunderts, malte aber
später seine vielbewunderten und mit kolossalen Preisen bezahlten
historischen Szenen aus der Kriegsgeschichte des ersten und des
dritten Napoleon, die einen wahren Triumph der Kleinmalerei
bilden. Detaille und A. de Neufville schildern mit künstlerischer
Meisterschaft, aber zugleich mit einem bedeutenden Aufwand von
Chauvinismus, die Ereignisse des Krieges von 1870 und 1871,
Ehe, Cicerone. IV. 4l