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Frankreich.
und 500). Von Jean Piewe Granger, geboren 1779 zu Paris, ge-
storben 1841 daselbst, Schüler von David, Allais und Regnault, hat
das Museum zu Leipzig Apollo und Kyparissus (Nr. 96). Unter
den von unbestimmten Meistern des 18. Jahrhunderts herrührenden
Bildern in der Dresdener Galerie befindet sich ein Bildnis der
Königin Maria Leszczynska von Frankreich, in Halbiigur (Nr. 794),
Meister des 19. Jahrhunderts. Die französische Malerei
des 19. Jahrhunderts entwickelt sich äusserst lebendig; es zeigen
sich in kurzer Aufeinanderfolge eine Anzahl wechselnder Rich-
tungen, welche aber sämtlich durch eine feste akademische Über-
lieferung mit einander in Verbindung stehen und durchaus die
nationalen Eigenheiten, ziemlich unbeeinflusst von fremden An-
regungen wiederspiegeln. Die neurömische Schule Davids hatte
keine lange Dauer, denn schon unter seinen unmittelbaren Schülern
beginnen einige dem neu aufgestellten Ideal der Romantik zu
huldigen. Gericaults "Floss der Medusa", sowie die "Barke des
Dante" von Delacroix eröffneten die neue Richtung und entfesselten
zugleich den Naturalismus; der letztgenannte Meister zog bereits
den Orient, der für die Entwickelung der französischen Malerei
so äusserst wichtig werden sollte, in den Kreis seines Schaffens.
Der erste grosse Orientmaler war aber Decamps in seinen vom
südlichen Licht durchiiuteten Schilderungen. Ünterdes erfuhr
allerdings der Klassizismus der Davidschen Schule eine neue
Fortsetzung durch den in seiner Art ziemlich einsam stehenden
Ingres; derselbe hatte Rafael, Michelangelo und Lionardo da Vinci
studiert und wurde auch noch in späterer Zeit von David beein-
flusst. Eines seiner Hauptbilder, die "Quelle", hat als Formen-
kanon weiblicher Gestalten für eine ganze Generation von Künstlern
gegolten. Zugleich ist Ingres auch im Bildnis bedeutend und er-
innert in der Feinheit der Ausführung an Holbein. Flandrin war
der begabteste Schüler von lngres, ging aber zugleich, etwa
parallel mit den deutschen Nazarenern, auf das Studium der Prää
raifaeliten zurück, und kann als Begründer des Stils in der neueren
französischen Kirchenmalerei gelten, wie Cornelius in der deutschen,
obgleich er diesem so weit an Gedankentiefe nachsteht, als er ihm
von Seite des eigentlichen malerischen Könnens überlegen ist.
Flandrin hat eine grosse Reihe kirchlicher Wandmalereien ge-
schaffen, hat aber auch im Porträt Bedeutendes geleistet. 011e-
nouard war der letzte bedeutende Meister aus der Schule des
Ingres; er hat den Kampf der romantischen mit der klassischen
Schule überlebt. Horace Vernet, zwischen beiden Richtungen
stehend, erfand die phantastische Einkleidung der biblischen Ge-
schichten in die Figuren und Kostüme der modernen Araber,
innerlich unwahr, aber eine Zeit lang durch den Glanz des Kolo-