628
Frankreich.
der begabteste französische Historienmaler dieser Zeit, und ein
Nachfolger des Paolo Veronese in der schönen Anordnung und
dem Reichtum des Beiwerks; in seinen Genrebildern, sämtlich
nach den Fabeln des Lafontaine, zeigt er sich voll Feinheit und
Grazie. In der Galerie zu Dresden befindet sich von ihm Christus
beim Pharisäer Simon, der Heiland sitzt links an der von zahl-
reichen Gästen umringteu Tafel, vor ihm kniet Magdalena und
salbt seine Füsse, rechts und links tragen Diener neue Speisen
auf, vorn ein Hund, das Bild kann eine eigenhändige Wieder-
holung des grossen Bildes im Louvre sein (Nr. 789); in der Ber-
liner Galerie von ihm die Verehrung des heiligen Jannarius,
Bischofs von Benevent, der Heilige im bischöflichen Ornat in einem
antiken Bau sitzend, wird von drei jüngeren Geistlichen verehrt,
über ihm ein schwebender Engel, vorn zur Linken zwei Löwen,
weiter zurück noch andere Löwen (Nr. 464); in der Pinakothek
zu München drei Bilder, ein thronender Bischof einen vor ihm
knieenden König segnend; der heilige Norbert, umgeben von fünf
Mönchen, erweckt ein totes Kind; und das Brustbild eines greisen
Bischofs (Nr. 1359-1361); in der Galerie Czernin von ihm die
Anbetung der heiligen drei Könige (Nr. 71); in der Sammlung zu
Lützschena die Kreuzigung des Apostels Petrus (Nr. 167).
Antoine Watteau, geboren zu Valenciennes in Flandern 1684,
gestorben zu Nogent bei Vincennes 1721, Schüler des Claude Gillot
und des Claude Audran zu Paris, durch Studien nach Rubens und
Paolo Veronese weitergebildet, thätig zu Paris, kurze Zeit in Eng-
land, ist der Hauptmaler der Rokokozeit. Erst mit Gillot, dem
Lehrer Watteaus, kommt in Frankreich die Genremalerei wieder
zum Vorschein, jener malte Kinderfeste, Bacchanalien von Faunen
und Satyrn u. s. w., aber Watteau hat seinen Lehrer weit über-
troffen, indem er die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts in den
Kreis seiner Darstellungen zog. Er giebt das unverfälschte Bild
der galanten Zeit, wenn sein Genre, die galanten Feste und die
Szenen der italienischen Komödie, bisweilen an das Frivole zu
streifen scheinen, so ist doch seine Kunst ernsthaft und im höchsten
Grade originell. Seine Figuren sind ausgezeichnet in der leichten
Grazie ihrer Bewegungen, und dem entspricht die sie umgebende
Natur, der federleichte Baumschlag und das zarte duftige Kolorit.
1m Museum zu Dresden befinden sich von ihm: eine gesellige
Unterhaltung im Freien: eine heitere Gesellschaft von Damen und
Herren ruht auf und neben einer Steinbank im Park, ein junger
Mann spielt Guitarre, eine Dame hält das Notenheft auf den
Knieen, ganz rechts werden Rosen gepflückt, links steht ein Herr
abseits und betrachtet eine liegende steinerne Nymphe, eine zweite
Gesellschaft lagert im Mittelgrunde auf dem Rasen, im Thale eine