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Frankreich.
zu seinen Füssen wachsen Kürbisse; und der Bär und der Gärtner,
letzterer sitzt halbnackt schlummernd auf einem Felsen im Garten,
hinter ihm steht der Bär, der einen Stein in den Vordertatzen
erhebt, vor ihm kriecht die kleine Fliege, auf die er es eigentlich
abgesehen hatte (Nr. 762 und 763). Von Ignace Parrocel, geboren
zu Avignon 1667, gestorben zu Mons 1722, Neffe und Schüler des
berühmten Schlachtenmalers Joseph Parrocel, aber mehr in der
Art des Bourguignon schaffend, hat die kaiserliche Galerie in Wien
ein Feldlager vor einer Stadt, im Vordergrunde drei Reiter im
Harnisch, nahe bei zwei Geschütze, weiter zurück Reiter und Fuss-
volk und ein Zeltlager am Meeresufer; und eine Schlacht zwischen
Christenrittern und Türken, im Vordergrunde ein Einzelkampf
(Nr. 639 und 640). Jean Raoux, geboren zu Montpellier 1677,
gestorben zu Paris 1734, Schüler des Jean Ranc in Montpellier,
dann des Louis de Boullogne zu Paris, ist nach einem längeren
Aufenthalt in Italien zu Paris thätig. Im Berliner Museum von
ihm Kephalus und Prokris in einer waldigen Landschaft, neben
ihnen der verhängnisvolle Speer, weiter zurück ein Hund (Nr. 498A);
im Museum zu Braunschweig zwei opfernde Vestalinnen, an-
geblich die Bildnisse einer Frau Boucher und einer Frau Senosan,
späteren Prinzessin von Tingri (Nr. 531). Von Antoine Uoypel
dem Jüngeren, geboren 1661, gestorben 1722 zu Paris, befindet
sich im Schlosse zu Aschaffenburg ein Bacchanal, Venus von
Frauen und Bacchantinnen umgeben (Nr. 177). Aus der französischen
Schule vom Ende des 17. Jahrhunderts besitzt die Galerie in
Dresden: einen Mönchsbesuch, ein Kartäuser-Prior prüft das
Beglaubigungsschreiben, das ihm ein Franziskaner überreicht hat,
andere Mönche stehen umher; ein unter dem Felsen schlummern-
der Mönch, von einem Älteren mit einem Strohhalm an der Nase
gekitzelt, rechts ein Esel, vorn ein frühstückender junger Mann
mit einem Hunde; die Kreuzigung Christi zwischen den Schächern;
und das Urteil des Salomo (Nr. 763A und B, 764 und 765).
Meister des 18. Jahrhunderts. Das achtzehnte Jahr-
hundert ist besonders in Frankreich durchaus nicht arm an talent-
vollen Malern. Die den Übergang zum Rokoko vorbereitenden
Meister Silvestre der Jüngere, Lemoine, Subleyras u. a. haben
unbestreitbare Verdienste in der schönen Anordnung ihrer Bilder,
dem Reichtum des Beiwerks und dem immer noch glänzenden, den
späteren Venezianern nachgeahmten Kolorit, indes ist die Rokoko-
zeit selbst durch einen Meister ersten Ranges wie Antoine Watteau,
den grossen Wiedererwecker der französischen Genremalerei, und
seine mehr oder weniger begabten Nachfolger im höheren Sinne
ausgezeichnet. Wie das Rokoko überhaupt als eine neu empfundene
Wiederaufnahme des borrominesken Barocks aufzufassen ist, S0