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Frankreich.
die junge Generation der Maler: Vouet, Valentiu, Blanchard,
Jacques Stella, Claude Lorrain u. a. hielten sich in Italien auf,
der junge Nic. Poussin war noch unbekannt, und Maria ddMedicis
musste Rubens und seine Schüler aus den Niederlanden berufen,
um die Galerie des Palais Luxembourg mit Gemälden zu schmücken.
Auch Philippe de Champaigne, der als Porträtmaler dieser Zeit
berühmt ist, war ein geborener Brabanter. 'In Jacques Oallot tritt
etwa. gleichzeitig ein Genremaler von origineller Begabung auf,
aber er bleibt vereinzelt und ist auf lange Zeit der letzte in dieser
Art, da. das Volksgemässe und Kleiubürgerliche dem pomphaften
Ludwig XIV. und seinem ebenso gesinnten Zeitalter nicht zusagte.
Indes fällt die erste grosse Blüteepoche der französischen Malerei
in die Zeit des klassizierenden Barockstils unter Ludwig XIV;
wenn auch damals viele französische Maler ihre ganze Lebenszeit
in Rom verbrachten, so machte sich doch in ihren Werken ein
besonderer französischer Zug bemerkbar. Die Affektmalerei, das
Streben nach seelischem Ausdruck, findet bei dem grossen Le
Sueur einen eigenen durch einfache Innigkeit ansprechenden Aus-
druck. Den grössten Stolz der französischen Schule bilden jedoch
die beiden Poussins und ihre Nachfolger, unter diesen Claude
Lorrain; in ihren Bildern kommt das Streben nach antiker Grösse,
wie es der Zeit der Kardinalminister, Richelieu und Mazarin, eigen
war, am reinsten zum Ausdruck. In der späteren Folge der Epoche
Ludwigs XIV. findet die auf dekorativen Reichtum des Beiwerks
ausgehende Richtung der späteren Venezianer in Lebrun, Dela-
fosse u. a. talentvolle Nachfolger, und mit Hyacinthe Rigaud er-
scheint einer der grössten französischen Bildnismaler. Louis le
Nain, geboren 1593 zu Laon, gestorben in Paris 1648, ist ein
Nachfolger der älteren Bildnismaler, nur beginnt bei ihm schon
eine etwas gemachte Auifassungsweise an Stelle der einfachen
Natürlichkeit der Glouets zu treten. Die Pinakothek in München
hat von ihm einen Maler in der Werkstatt, der eine Dame por-
trätiert (Nr. 1339); im Museum zu Leipzig fünf singende und
musizierende Bauernkinder (Nr. 339). Simon Vouet, geboren zu
Paris 1590, gestorben daselbst 1649, Schüler seines Vaters, in
Italien durch das Studium der dortigen Naturalisten und Eklektiker
weiter gebildet, thätig in der ersten Hälfte seines Lebens haupt-
sächlich in Rom, in der zweiten Hälfte, seit 1627, als Schulhaupt
in Paris. Die Werke der späteren Venezianer und die Caravaggios
haben Vouet als Vorbild gedient, doch bleibt er gemässigter und
schlichter als diese. Die Galerie in Dresden besitzt von ihm
die Apotheose des heiligen Ludwig, derselbe kniet in Harnisch und
rotem Mantel auf Wolken, breitet beide Arme aus und blickt zum
goldenen Strahlenglanze des Himmels empor, aus welchem zwei