Volltext: Malerei (Bd. 4)

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Italien. 
indes ist der neapolitanische Ursprung der Bilder keineswegs 
sichergestellt. 
Die Malerei des 16. Jahrhunderts. Florentinische 
Schule. Die Malerei des 15. Jahrhunderts hatte mit heissem 
Bemühen alle Seiten des Lebens und jeden möglichen Ausdruck 
der Charaktere in ihren Darstellungskreis zu ziehen gewusst; aber 
erst nach Vollendung dieser Aufgabe konnte es gelingen, zugleich 
die vollendetste Schönheit zu erreichen. Erst der Schluss des 15. 
und der Verlauf des 16. Jahrhunderts brachte die Zeit der höchsten 
Blüte; und wieder ist es ein Meister der Florentinischen Schule, 
Lionardo du Vinci, geboren 1452 auf der Villa Vinci bei Empoli, 
gestorben 1519 auf Schloss Cloux bei Amboise, Schüler des 
Andrea Verrocchio in Florenz, thätig zu Florenz und Mailand, 
kurze Zeit in Rom und seit 1516 in Frankreich, am Hofe FranzlL, 
der zuerst das grosse Ziel erreichte. Lionardo gehört zu den in 
dieser Zeit in Italien öfter vorkommenden Universalmenschen, die, 
von der Natur mit den höchsten Gaben ausgestattet, alles können 
und vollbringen, ohne ihre Kraft zu zersplittern. Auch als Maler 
umfasst Lionardo die verschiedensten Seiten des Könnens, von 
der anatomisch richtigen Wiedergabe der lieblichen Erscheinung 
und der Charaktere, bis zum Ausdruck der himmlischreinen Schön- 
heit und des gewaltigsten Gedankens. In den deutschen Galerien 
sind allerdings seine hervorragenden Meisterleistungen nicht ver- 
treten. Von ihm besitzt das Museum in Berlin den auferstandenen 
Christus von Heiligen verehrt (Nr. 90A): Christus, die Siegesfahne 
haltend, vom Bahrtuche umwallt, schwebt aus dem Grabe empor, 
vorn der heilige Lionardo und die heilige Lucia, im Hintergrund 
Landschaft mit steilen Felsen; im Museum zu Köln das Bildnis 
einer Frau im roten Mieder mit Goldschnüren, Kopie nach 
Lionardo (Nr. 797); in der Schackgalerie in München eine Kopie 
nach demselben Meister oder einem unbekannten Nachfolger des- 
selben, von A. Cassioli: das Bildnis der Giovanna dhäragona im 
Palast Doria zu Rom (Nr. 219). Exemplare ihres Bildnisses sind 
sehr zahlreich; dasjenige, welches am meisten Ansprüche hat, für 
ein Original von Raffael oder einem seiner Schüler zu gelten, be- 
findet sich im Louvre zu Paris. Die Pinakothek in München 
besitzt nur einige mittelmässige Kopien nach Lionardo, die Gio- 
conda. des Louvre und zwei von einem vlamischen Meister her- 
rührende Madonnen (Nr. 1043, 1041 und 1042); in der Galerie zu 
Augsburg ein angeblich von Lionardo gemaltes weibliches Brust- 
bild, in graubläulichem Kieide auf dunklem Grunde (Nr. 383); im 
Museum zu Stuttgart wieder eine Kopie der Gioconda (Nr. 239). 
Eine Schule konnte sich in Florenz, das Lionardo zu früh mit 
Mailand vertauschte, nicht an ihnanschliessen, wohl aber wirkte
	        
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