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Holland.
keinen historischen oder mythologischen Apparat, ihm genügen
die grossen im Herbstwinde zitternden Bäume, der graue, von
Regenwolken überhangene Himmel, der schaumende WValdbach
oder der kahle Strand des Nordmeers, um in der Seele des Be-
schauers das tiefste Nachgefühl zu erregen. Frans Hals d. Ält.,
geboren zu Antwerpen um 1580 oder 1581, gestorben zu Haarlem
1666, Schüler des Karel van Mander zu Haarlem, thätig zu Haar-
lem, vorübergehend in Amsterdam, ist der Bahnbrecher des hol-
ländischen Realismus des 17. Jahrhunderts und Meister einer ein-
flussreichen Schule. Er widmete sich dem Porträt und erlangte
in diesem Fache eine grosse Meisterschaft; mit kühnen sicheren
Strichen giebt er den Gesamteindruck der Gestalten und den über-
raschend sprechenden Ausdruck der Köpfe. Seine ersten Bilder
sind im Fleischton nicht so gelungen als seine späteren, in denen
sich ein Streben nach Einheit in einem vorherrschenden grauen
Ton zeigt. In der Galerie zu Dresden befinden sich von ihm
zwei männliche Bildnisse, als Gegenstücke und Halbiiguren (Nr.
1358 und 1859); ebendort nach ihm ein männliches Bildnis (Nr.
1360) und das Bildnis einer jungen Dame in Halbiigur (Nr. 1361);
ausserdem von seinen Schülern das Bildnis des Malers Vincent
Laurens van de Vinne und das Bildnis einer alten Frau (Nr. 1362
und 1363); im Museum zu Berlin von ihm eine grössere Anzahl
Bilder; das Bildnis eines jungen Mannes, kleine Halbfigur; das
Bildnis des Predigers Johannes Acronius, kleine Halbiigur (Nr. 766
und 767); das lebensgrosse Bildnis eines jungen Mannes in Halb-
figur; das Bildnis einer jungen Frau als Gegenstück zum vorigen;
das lebensgrosse Brustbild eines singenden Knaben; die lebens-
grosse Halbiigur der Hille Bobbe, der Hexe von Haarlem, mit
einer Eule auf der Schulter; das lebensgrcsse Kniestück eines
ältlicheu Mannes; die kleine Halbfigur eines Edelmannes; die
Amme mit dem Kinde, Bildnis eines kleinen Mädchens aus dem
Hause Ilpenstein, aus der Blütezeit des Künstlers stammend; und
das lebensgrosse Bildnis des Tyman Oosdorp (Nr. 800-801, 80lA,
C, ebendort eine Kopie nach Fr. Hals, das lustige Klee-
blatt, ein beleibter Kriegsmann schäkert mit einem jungen Mädchen,
das auf seinem Beine sitzt, eine zweite Dirne hält einen Kranz
von Würsten über den Kopf des Mannes (Nr. 801D); die kaiser-
liche Galerie in Wien besitzt von Fr. Hals die lebensgrosse Halb-
ügur eines jungen Mannes (Nr. 864). Das mit F. Hals bezeichnete
schöne grosse Familienbildnis in der Münchener Pinakothek
(Nr. 359) dürfte doch wohl eher einem vlämischen Künstler zu-
zuschreiben sein. Im Museum zu Schwerin befinden sich von
ihm: zwei lebensgrosse Brustbilder eines lachenden Jungen, Gegen-
stücke; zwei lebensgrosse Brustbilder eines Mannes, wieder Gegen-