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Italien.
Liberatore JIariani, genannt Alumw, geboren um 1430, gestorben
1502 in Foligno, macht sich deutlich der Einfluss Benozzo Gozzolis
geltend. Niccolo ist im Seelenausdruck bis zur schwärme-
rischen Eingebung, in den mit zartester Jugendschönheit gebildeten
Köpfen der Vorläufer des Perugino. Von Niccolo besitzt die
Kunsthalle zu Karlsruhe zwei zusammengefügte Stücke einer
Kirchenfahne aus St. Gregorio in Assisi (Nr. 403). Der Oberteil
der Rückseite enthält Christus am Kreuz, darunter Magdalena,
Johannes, Maria, darüber vier schwebende Engel auf goldenem
Himmel; der Unterteil der Vorderseite zeigt Papst Gregor den
Grossen auf einem Throne, hinter ihm halten zwei Engel einen
Teppich, vor ihm knieen Frauen einer Büssergenossenschaft. Piero
della Francesca aus Borgo San Sepolcro, geboren um 1450, ge-
storben 1492, war lange Zeit Gehilfe des Domenico Veneziano in
Florenz und hat die Eigenschaften der naturalistischen Schule in
sich aufgenommen, zugleich lernte er die neue Technik der Öl-
malerei handhaben. Die Kunsthalle in Karlsruhe hat von ihm
eine Anbetung des Kindes: am dunklen Nachthimmel der Stern, da-
rüber sechs Engel das Gloria singend, darunter knieende Heilige
(Nr. 404). Benedetto Buonfigli, geboren vermutlich zu Perugia, ge-
storben 1496, ist wie Niccolb Alunno von Benozzo Gozzoli beein-
flusst. Das Berliner Museum besitzt von ihm eine thronende
Maria mit dem nackten Kinde, welches die YVeltkugel emporhält,
jederseits ein verehrender Engel, das Ganze auf Goldgrund
(Nr. l37A). Unter dem Eintlusse des Piero della Francesca
bildete sich Melozzo da Forli (1438-1494); er zeigt sich zu einer
völlig freien, edelsinnlichen Jugendschönheit durchgedrungen.
Seine Tafelbilder sind in Öl gemalt und verraten einen unmittel-
baren Einfluss der gleichzeitigen niederländischen Malerei. Von
ihm in der Berliner Galerie eine allegorische Darstellung der
Pflege der Wissenschaften am Hofe von Urbino (Nr. 54). Auf
hohem Renaissancethrone sitzt die Figur der Dialektik, rechts vor
ihr kniet der Herzog Federigo von Urbino und nimmt ein Buch
in Empfang. Das Bild gehört zu einer Reihenfolge von sieben
Gemälden für die Bibliothek des Palnsts zu Urbino. Ein zweites
Bild Melozzos ebendort gehört zu demselben Cyklus. Hier thront
die allegorische Gestalt der Astronomie, und vor ihr kniet ein
Mann im fürstlichen Mantel, die Hand nach einer astronomischen
Sphäre ausstreckend, welche ihm die Frau darreicht (Nr. 54A).
Marco Palmezzano, geboren zu Forli, wahrscheinlich 1456, durch
Bilder nachweisbar zwischen 1492 und 1537, ist ein Schüler Me-
lozzos, wird aber später von der Schule Bellinis beeinflusst Seine
Bilder zeigen geistig beschränkte prosaische Heiligengestalten, die
mit äugstlichem Ausdruck bei einander stehen; dagegen ist (las