Antwerpener
der
Grossmaler
Schule,
Jahrhundert.
293
Genreszenen von ausserordentlich charakteristischem Gepräge; auch
in die damals neue Landschaftsmalerei hat Rubens bahnbrechend
eingegriffen. und in der Tiermalerei muss er als einer der ge-
waltigsten Sehilderer gelten. Peter Paul Rubens, geboren zu
Siegen 1577, gestorben zu Antwerpen 1640, war zuerst Schüler
des Landschafters Tobias Verhaegt, darauf des Ad. van Noort und
endlich des Otto van Veen, ging 1600 nach Italien, um dort mit
Einschluss eines Aufenthalts in Madrid bis 1608 zu verweilen. An-
fang 1609 kam Rubens nach Antwerpen zurück, von 1622 ab war
er in Paris an den Gemälden im Luxembourg-Palast thätig, ging
später wiederholt in diplomatischer Sendung nach London und
Madrid, und liess sich seit 1633 dauernd in Antwerpen nieder.
Unter den deutschen Galerien, welche YVerke des Rubens enthalten,
steht die Pinakothek in München voran, sie ist überhaupt die be-
deutendste Rubenssamrnlung der "Welt und bietet die beste Ge-
legenheit das kraftvolle Wesen des Meisters, welches die treue
Naturanffassung der vlamischen Kunstweise mit dem grossen Stil
der italienischen Meister harmonisch verbindet, voll zu würdigen.
Den kraftstrotzenden Leibern, welche der Pinsel des Rubens schuf,
entsprechen die kühnen, gewaltigen Bewegungen, der Ausdruck
mächtiger Leidenschaften, und das blühende, echt niederländische
Kolorit. Von alttestarnentarischen Bildern kommen in der Pinako-
thek vor: Sanherib mit seinem Heer von dem Engel des Herrn
geschlagen (Nr. 732), welches das Getümmel beim Anblick der in
einem Lichtstrahl herniederfahrenden Engel und die wilde Flucht
in der Finsternis mit packender Gewalt schildert; Simson durch
den Verrat der Delila. von den Philistern überwältigt (Nr. 744);
die Versöhnung zwischen Esau und Jakob (Nr. 751); und die Ge-
schichte der badenden Susanna mit den lüsternen Alten (Nr. 745).
Ebendort aus dem Neuen" Testamente: die für die Neuburger
Jesuitenkirche gemalten Bilder, eine Geburt Christi und die Aus-
giessung des heiligen Geistes (Nr. 740 und 741), einigermassen
dekorativ gehalten; dann die ergreifende Darstellung des bethle-
hemitischen Kindermordes (Nr. 757), in der der Schmerz und die
Verzweiiiung der Mütter mit höchster dramatischer Kraft zum
Ausdrucke gebracht ist; eine holdselige Madonna mit dem Kinde
von einem von Jan Brueghel gemalten Rosenkranze eingerahmt
(Nr. 729); Christus und die Reuigen, besonders hervorragend in
koloristischer Hinsicht 746); Christus am Kreuz (Nr. 748);
die heilige Dreifaltigkeit (Nr. 749); eine kleine Skizze zu einer
Grablegung (Nr. 758); und Christus, mit Petrus und Johannes zu
Tische sitzend, empfängt von den Vertretern der geistlichen und
weltlichen Stande Rechenschaft (Nr. 747); die Apostel Petrus und.
Paulus in überlebensgrossen Figuren (Nr. 750). Aus dem Leben