Holländische
Schule,
16. Jahrhundert.
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Lützschena, wird ihm nur vermutungsweise zugeschrieben
(Nr. 285); und eine Grablegung Christi mit Joseph von Arimathia,
Nikodemus, Maria, Johannes und Magdalena, im Stadtmuseum zu
Königsberg (Nr. 62), soll aus seiner Schule stammen. Einer der
Meister, welche die italienische Kunst in den Niederlanden ein-
bürgern, ist Jan van Scorel, auch Schoorle genannt, geboren zu
Schoorl bei Alkmaar 1495, gestorben 1562, vermutlich zu Utrecht,
Schüler des Willem Oornelisz zu Amsterdam und des Jan Mabuse
zu Utrecht, nach Reisen in Deutschland, durch Steiermark und
Kärnten und einer Fahrt über Venedig nach Jerusalem, in Italien
insbesondere durch die Römische Schule stark beeinflusst. Seine
Porträts sind Meisterstücke von einfacher, naturgetreuer Auffassung
und Oharakterzeichnung. Die Galerie in Dresden hat von ihm
aus seiner späteren Zeit David, den Goliath tötend, im Hintergründe
Handgemenge und phantastische hohe blaue Gebirge (Nr. 844); im
Museum zu Berlin das Bildnis des Oornelis Aerntz van der Dussen,
als lebensgrosse Halbügur auf landschaftlichem Grunde (Nr. 644);
und das Bildnis der Agathe van Schönhoven, als Brustbild, etwas
unter Lebensgrösse (Nr. 1202); in der kaiserlichen Galerie zu YVien
das Bildnis eines älteren Mannes, als lebensgrosses Brustbild auf
dunklem Grunde (Nr. 1229), nicht ganz unbezweifelt; und das
Bildnis einer Frau, als Gegenstück zu dem vorhergehenden Bilde
(Nr. 1230); im Museum zu Kassel ein Familienbild, Halbiiguren
in Lebensgrösse: der Vater steht hinter einem mit Speisen be-
setzten Tische, rechts neben ihm ein Knabe und Mädchen, die
einander anlaclxen, vorn die Mutter, ein nacktes Knablein auf dem
Schosse (Nr. 29). Das städtische Museum in Köln besitzt von
Scorel das Bildnis eines alten Mannes (Nr. 192); ebendort aus der
Schule desselben: der leidende Heiland auf Wolken stehend, von
einer Glorie umgeben, hält in seinen Armen das Kreuz (Nr. 590);
ein Ecce homo auf schwarzem Grunde (Nr. 591); die heilige Mag-
dalena und die heilige Veronika mit dem Schweisstuche, unten
kuieen Stifterinnen (Nr. 593 und 594); und Christus am Kreuze,
unten Maria, Johannes und die knieenden Stifter (Nr. 595). Von
einem Nachfolger des Scorel, wahrscheinlich von Marten van
Heemskerck, befindet sich im Rudoliinum zu Prag Ahasver und
Esther, der König auf dem Throne seiner Gemahlin das Zepter
Zum Kusse reichend, rechts zwei Frauen, in der Landschaft ein
Galgen, an welchen Haman gehenkt wird (Nr. 626); und in der
Art des Scorel das Brustbild eines alten Mannes auf dunklem
Grunde (Nr. 625). Im Germanischen Museum zu Nürnberg von
Scorel ein weibliches lebensgrosses Bildnis auf ziegelrotem Grunde
(Nr. 50); und ein männliches Bildnis (Nr. 51), dessen Bestimmung
zweifelhaft ist; im Museum zu Basel ein Bildnis des YVieder-