Vlämische
Schule,
Jahrhundert.
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sich diese Gedanken zu einer eigenen Existenz. Peeter Brueghel
lernte bei Pieter Koeck van Aelst und trat 1551 in die Ant-
werpener Malergilde; nach einem Aufenthalte in Italien wählte
Brueghel Brüssel zu seinem bleibenden Aufenthalte. In seinen
Kirchenbildern gehört Brueghel noch der älteren Schule an, aber
seine Genrebilder in der neuen Art stellen meist Szenen aus dem
Bauernleben dar, Festlichkeiten, Prügeleien und Trinkgelage, meist
mit bedeutendem Humor aufgefasst. In der Dresdener Galerie
von ihm: eine Bauernschlägerei (Nr. 819), vier Bauern und zwei
Bäuerinnen sind in heftigem Kampfe, Heugabeln und Dreschflegel
sind die Waffen, im Hintergrunde die Dorfstrasse. Das berühmte
Bild ist möglicherweise eine tViederholung von der Hand des
jüngeren Brueghel. Ebendort von Peeter Brueghel d. Ält. die
Predigt Johannes des Täufers (Nr. 819A), der vorn im Walde ein
buntes Volk lauscht; vielleicht ist auch dieses in mehreren Wieder-
holungen existierende Bild von dem jüngeren Peeter Brueghel
nach dem Originale des Vaters gemalt. Von einem Nachahmer des
älteren Brueghel rührt eine Winterlandschaft in der Dresdener
Galerie her (Nr. 820), vor einem Hause mit einem Laubenvorbau
sind Männer beschäftigt den kahlen Baum, der das Dach bildet,
zu beschneiden. Der ältere Brueghel ist in der kaiserlichen Galerie
zu YVien besonders gut durch Gemälde vertreten: der Bethlehe-
mitische Kindermord geht in einem vlämischen Dorfe zur Winters-
zeit vor sich, in der Mitte eines grossen Platzes halt ein Trupp in
Eisen gehüllter Reiter, andere Kriegsknechte haben sich verteilt
und morden die Kinder (Nr. 736); die Kreuztragung, der Heiland
in der Mitte des Zuges, von Henkersknechten gehöhnt und miss-
handelt, voraus die Schächer auf einem Armensünderkarren, von
zwei Kapuzinern begleitet, ganz vorn die Mutter des Heilandes,
von Johannes unterstützt, von heiligen Frauen umgeben (Nr. 737),
ein Hauptbild des Meisters; der Sturz Sauls, der inmitten einer
grossen Schar von Kriegern durch ein wildes Felsengebirge zieht,
aus den Wolken fallen Lichtstrahlen auf den gestürzten Reiter
(Nr. 738); der babylonische Turmbau, ein riesiger, noch unvollen-
deter Turm, in die Wolken ragend, erhebt sich am Meeresufer,
eine Strasse windet sich spiralförmig an ihm hinauf und ist mit
zahllosen Menschen bedeckt, der König, begleitet von seinem Ge-
folge, wird von einer Gruppe von Arbeitern knieend begrüsst
(Nr. 739); die Schlacht zwischen den Israeliten und den Philistern,
im Vordergrunde Saul und sein Waffenträger, die sich in ihre
Schwerter stürzen, im Hintergrunde Landschaft mit einem Strome,
einer Bergfeste und einer Stadt (Nr. 740); der Streit des Faschings
mit den Fasten, im Vordergrunde ein dicker Mann auf einem
Fasse reitend und auf einem Bratspiesse Würste, Hühner und einen