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Niederlande.
Südliche
ihm steht ein Bauer; auf dem Waldwege sieht man die Familie
des Künstlers und im Vordergrunde eine gelagerte Bettlerfamilie
(Nr. 114). Märten um Valclccnborch, geboren zu Mecheln 1542,
gestorben zu Frankfurt a. M. vor 1604, ein Bruder des Lucas,
nahm dessen Malweise an; seine Landschaften, Dorffeste, Bauern-
belustigungen und Städteansichten sind oft mit einer sehr grossen
Anzahl Figuren staffiert. Die Galerie in Dresden hat von
ihm den Turmbau zu Babel: aus der weiten Stadt erhebt
sich in 15 Terrassen pyramidenförmig der mächtige Turm, vorn
links liegen Schmieden, vorn rechts sind Steinhauer bei ihrer
Arbeit, dem Könige im Turban trägt ein Sklave die Schleppe,
ein anderer den Sonnenschirm (Nr. 832); in der kaiserlichen Galerie
zu Wien eine Kirmes vor einem Dorfe, links vorn ein
Wirtshaus mit Zechern und einem Bettler, weiter zurück eine
Jagdgesellschaft von Kavaliercn und Damen u. a., über 100 Figuren
(Nr. 1340); im herzoglichen Museum zu Gotha eine flandrische
Landschaft, rechts ein Schäfer mit seiner Herde, links Soldaten
mit einer Frau an einer Quelle gelagert u. a. (Nr. 10). Frederick
ran Valclcenborch, geboren zu Mecheln um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts, gestorben zu Nürnberg, angeblich 1623, ist ein Sohn des
Lucas und malt ebenfalls Genrebilder und Landschaften, Dorf-
kirmessen und ländliche Feste. Von ihm hat die kaiserliche Galerie
in Wien: einen Jahrmarkt, in der Mitte ein hohes Haus, gefüllt
und umgeben von einem dichten Gewühl von Menschen, ein Küfer
schenkt Wein, Marktweibex- streiten sich u. a., und eine Kirmes,
rechts sitzt ein Brautpaar mit seinen Gästen unter dem Vorbau
eines Hauses, links bei einem Ziehbrunnen wird Wasser geschöpft,
weiter vorn Säue, die aus einem Trog fressen u. a. (Nr. 1328
und 1329).
Das Genre und die Landschaft, als echt niederländische Rich-
tungen, in denen das moderne Ideal später eine sicherere Heimat
finden sollte, als in den pompösen Historien und mit Affekt über-
ladenen Kirchenbildern der Zeit, gewann bereits mit Pceter
Bmteghel dem Älteren, genannt Buuernbrueghel, geboren zu
Brueghel bei Breda um 1525, gestorben zu Brüssel 1569, eine
Bedeutung für sich. Die Stimmungsmalerei, die schon in die
Historie eingedrungen War, fand erst im Genre ihr natürliches Ge-
biet, und hat dasselbe bis in die neueste Zeit immer mehr aus-
gedehnt und innerlich vertiefter gestaltet. Die Vorgänge des
gewöhnlichen Lebens in allen Kreisen aufzusuchen und zu ver-
werten, ist ein ursprünglich niederländischer Zug, das Gemütliche,
das Heitere und das Humoristische findet nun in der neuen Kunst-
-gattung den gebührenden Ausdruck. Die Elemente desselben hatten
sich bereits in den Kirchenbildern gezeigt, aber erst jetzt sondern