Vlämische
16. Jahrhundert.
Schule,
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lichen Galerie in Wien werden ihm einige Gemälde mit ziemlicher
Sicherheit zugeschrieben: ein kleines Madonnenbild (Nr. 766),
Maria sitzt in der Glorie von WVolken umgeben und hält das Christus-
kind, welches den Blick auf die Beschauer richtet, auf dem
Schosse; der Sündenfall (Nr. 767), Adam und Eva unter dem
Banme der Erkenntnis den Einflüsterungen der Schlange lanschend,
im Hintergrund eine Landschaft mit Tieren; und die Vertreibung
aus dem Paradiese (Nr. 768), die ersten Eltern fliehen vor dem
Engel mit dem Schwerte, welcher links oben in den Wolken er-
scheint; die beiden letzten Bilder bildeten die Flügel eines Altar-
werkes. Lucas Gasscl, geboren zu Helmont am Ende des 15. Jahr-
hunderts, gestorben um 1570, war als Landschaftsmaler in Brüssel
thätig und stafüerte seine Bilder mit alt- und neutestamentlichen
Szenen. Die kaiserliche Galerie in Wien besitzt von ihm eine
Landschaft mit Thamar und Juda (Nr. 547): im Vordergrunde
sitzen Juda und Thamar unter einer Baumgruppe, links etwas
weiter zurück ist eine Schafschur dargestellt, es sind über 100 Fi-
guren vorhanden. Jan Sanders van Hemessenl, geboren um 1500,
gestorben vor 1566, in Antwerpen thatig, ist ein Nachahmer des
Quinten Massys. Von ihm hat die Galerie in Augsburg die Aus-
stellung des gegeisselten Christus vor dem Volke, im Hintergrunds
Christus auf dem Wege nach Golgatha (Nr. 7l); im Museum zu
Stuttgart von demselben Meister der Einzug Christi in Jerusalem
(Nr. 358); in der Kunsthalle zu Karlsruhe eine Trink- und Liebes-
szene, vorn ein Mann, den Verlockungen eines jungen Mädchens
zu widerstreben suchend, rechts davon eine lachende Alte, im
Hintergrunde noch andere Männer und Dirnen, sämtlich in lebens-
grossen Brustbildern (Nr. 152). Jan Wrmaycn, oder Vermey,
geboren zu Beverwijck bei Haarlem 1500, gestorben zu Brüssel 1559,
war jedenfalls in Italien und studierte die Werke Raffaels; er be-
gleitete Kaiser Karl V. 1535 auf seinem Kriegszuge nach Tunis.
Die kaiserliche Galerie in Wien besitzt von ihm zehn Bilder in
Gouachefarben, welche Szenen aus diesem Kriege darstellen
und zur Anfertigung von gewebten Tapeten als Vorbilder dienen
sollten. Die Tapeten befinden sich noch jetzt in Madrid. Ver-
mayens Originalzeichnungen (Nr. 1352-1361) sind auf Papier mit
Kohle gezeichnet und mit Wasserfarben koloriert, sie stellen dar:
die Musterung des Heeres bei Barcelona durch Kaiser Karl V.,
die Landung des Heeres im Hafen von Karthago, die Belagerung
von Goleta, die Fortsetzung des Kampfes um Goleta, der Ausfall
der Türken aus Goleta, die Einnahme von Goleta, die Schlacht
bei Tunis, rechts im Mittelgrunde der Kaiser, sonst mehrere tausend
Figuren, die Plünderung in Tunis, der Auszug des Heeres aus
Tunis und Bezug desLagers bei Rada, und die Einschiffung zur
Ebe, Cicerone. IV. 16